150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Budenheim

Sechs Feuerwehrmänner samt Handdruckspitze.
Sechs Feuerwehrmänner samt Handdruckspitze.

1875 reifte auch in der Gemeinde Budenheim der Entschluss, es sei gut, „Das einer rennt, wenn´s brennt und es besser wäre, wären es deren mehrere“. Somit war klar, gesucht wurden gute Läufer, die auch gut klettern und springen können und Kraft sollten sie auch haben. Wo gibt es diese? In den Turnvereinen. Die gab es auch schon in fast allen Gemeinden und Städten. So kam es zu den „Turnerfeuerwehren“ auf freiwilliger Basis.

Am 17. Januar 1875 setzten 19 Budenheimer Bürger ihre Unterschrift unter die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Budenheim. Auf einem Bild aus dieser Zeit stehen sechs Feuerwehrmänner um die Budenheimer Handdruckspritze. Diese wurde mit der Hand bedient und auch mit der Hand gezogen.

Alarmiert wurde wohl über die Kirchenglocke, die kleine als „Sturmglocke“. Zu Fuß, eventuell per Fahrrad ans Spritzenhaus, im Mannschaftszug per Hand die Spritze an die Einsatzstelle und dann Wasser per Eimer oder sonst wie in die Spritze und mit den Handhebeln auf beiden Seiten auf und nieder und erst dann konnte der Brand gelöscht werden. Da war es gut, Turner zu haben, die dann auch noch auf die Leiter steigen und retten oder von dort aus löschen konnten.

Verzeichnet sind Einsätze zwischen 1875 und 1926. Es brannten Häuser, Scheunen, mehrmals Bäckereien, der Wald, die Lackfabrik der Gebrüder Kirnberger, auch nach Walluf musste 1887 mit dem Boot zur Hilfeleistung übergesetzt werden.

1882 gab es eine Neuorganisation nach dem „Übungsbuch über Dienst- und Sanitätsvorschriften für Feuerwehrwesen im Großherzogtum Hessen“, dazu gehörte Budenheim damals.

Bis 1905 wurde am alten Rathaus in der Rheinstraße ein Schuppen als „Magazin“ für die Spritze genutzt. Die Leitern waren in einem Schuppen jenseits der Bahnlinie neben der Kirche untergebracht. Das neue Spritzenhaus war am Friedhof und wurde bis 1996 genutzt. Der damalige Kommandant war Nikolaus Wagner.

Zum Beginn des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 wurden 26 Männer der Budenheimer Feuerwehr zum Wehrdienst eingezogen. Philipp Quanz und Peter Hanselmann blieben in Russland, Ignaz Schell fiel bei Verdun. Erst 1920 sind wieder Protokollierungen zu finden.

Auf einem Bild von 1924 findet man neben der Mannschaft noch immer die Geräte handgezogen, ein Pferd vom Bauer war nicht immer greifbar. Es waren harte Bedingungen damals, mehr als heute.

Am 26. Juli 1925 fand das 50-jährige Jubiläum mit Kirchgang, Übung, Umzug und Tanz in sämtlichen hiesigen Tanzsälen statt. Kommandant war damals Philipp Mehlmer.

In einer Versammlung am 4. September 1926 bemängelte der 1. Kommandant Peter Hanselmann, dass beim Festzug des Sängerfestes in Budenheim trotz Verpflichtung nur ein Teil der Wehr mitmarschierte, während die anderen sich auf das Zuschauen beschränkten.

Nach 1933 wurden die Feuerwehren zur Feuerlöschpolizei. Wehrführer waren Josef Wald IV., Stellvertreter Anton Nikolay. 1935 waren nach dem Übungsplan sieben Fußdienstübungen (Exerzieren), 16 Fuß- und Gerätedienste am Spritzenhaus, 3 Löschangriffe im Ort und eine Waldbrandübung durchzuführen.

Während des Krieges musste die Budenheimer Wehr mit den Nachbargemeinden im Rahmen der Überlandhilfe bei Bombardierungen nach Mainz, Darmstadt, Frankfurt, Offenbach, Bingen und Bingerbrück ausrücken. Hierfür wurde die Wehr motorisiert und mit einem LF 8 (Löschfahrzeug) mit Tragspritzenanhänger (Tragspritze mit einer Pumpenleistung von 800 l/Min.) ausgerüstet. Es waren schwierigste Bedingungen, bei denen nur unter Lebensgefahr Hilfe geleistet werden konnte.

Zu Kriegsende, im März 1945, musste das LF8 nach Friedberg in Oberhessen abgegeben werden. Das zweite Fahrzeug, einen Mercedes-Kastenwagen, beschlagnahmte Volkssturmführer Hesse und brachte es auf die rechte Rheinseite. Dort wurde es von Tieffliegern zerstört.

Budenheim blieb vom Krieg weitestgehend verschont. Nur die eigene Artillerie schickte einen Abschiedsgruß von der rechten Rheinseite, nach dem die Amerikaner kampflos in den Ort einmarschierten. Dies war möglich, weil die Panzersperren im Ort von einigen Bürgern unter Lebensgefahr geöffnet waren.

Die Amerikaner zerschnitten alle Feuerwehruniformen. Da diese schwarz waren wurden sie wohl mit SS-Uniformen verwechselt.

Ein verlassenes, ohne Reifen dastehendes LF 15 wurde in Uhlerborn ausfindig gemacht und nach Verhandlungen mit dem Eigentümer, der Gemeinde Drais, übernommen und instandgesetzt. Unterstützt von Adam Krautkrämer (seinerzeit auch Firmenchef der „Jakob Berg KG Verpackungen“ konnte auch die verschwundene Magirus-Motorspritze der Budenheimer Feuerwehr wieder überstellt werden.

So ausgerüstete konnte die Wehr ab 1956 unter Anton Nikolay ihren Aufgaben wieder gerecht werden. Von Anton Nikolay hält sich die Anekdote eines verunglückten Befehls. Aus dem Befehl: „Auf den Damm, marsch, marsch“ wurde ein „Auf den Marsch, damm. damm“. Vor lauter Lachen konnte dieser Befehl nur äußerst mangelhaft ausgeführt werden.

Im Dezember 1964 wechselte die Wehrleitung von Anton Nikolay zu Robert Beckhaus, 2. Kommandant Peter Petersen, stv. 2. Kommandant Alois Berg. In diesem Zeitraum wurde auch das neue TLF 16 in Dienst gestellt. Nach mehreren Zwischenlösungen fand dieses Fahrzeug seinen Platz in der Stefanstraße. Somit hatte die FF Budenheim zwei Wachen, eine am Friedhof und eine in der Stefanstraße.

Die Einsätze nahmen zu, hier nur einige markante Ereignisse: 21. 2. 1964 Großbrand in der Glashütte, die Kartonagehalle mit 1.800 m² brannte nieder. 3. 2. 1965 leckgeschlagenes Schiff leergepumpt und abgedichtet. 13. 2. 1967 Großbrand in der Chemischen Fabrik, Malerwerkstatt, Motorenlager und Tischlerei samt Holzlager. 31. 3. 1967 Waldbrand, am Eulenrech, ca. 6.000 m² Kiefernschonung. 12. 5. 1967 Gebäudebrand am Horn, drei Tote durch Mord und Brandstiftung. 12. 11. 1969 Brand einer Wohnbaracke bei der Fa. Bender mit zwei Toten. 23. 2. bis 4. 3. 1970 Hochwasser mit Dammbruch, Unterbrechung der Trinkwasserversorgung und Verlegen einer Trinkwasserpipeline durch das Pionierbataillon der Bundeswehr aus Zweibrücken. 29. 12. 1972 Katastropheneinsatz in Nierstein, ein mit 408 t Ammoniak beladenes Tankschiff musste geleichtert werden, vier Atemschutzgeräteträger mit Geräten nach Nierstein gesandt. 26. 4. 1975 Vollbrand Ausflugslokal „Onkel Heine“ am heutigen Isola-della-Scala-Platz.

Nachdem die Post in die Heinrich-Gärtner-Straße umgezogen war, zog die Feuerwehr 1974 in das „Feuerwehrheim“ in der Stefanstraße 6, neben dem Stellplatz des TLF 16. Die Wache am Friedhof blieb bestehen. Dort war dann ab 1977 das neue TLF 8 stationiert.

1978 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet. Mit dabei der heutige Bürgermeister Stephan Hinz. Jugendfeuerwehrwart war Peter Schell.

1983 wechselte die Wehrleitung von Robert Beckhaus zu Heribert Heinz und Alois Berg als Stellvertreter. im selben Jahr wurde der Förderverein gegründet. Mit Arno Taut fand man einen kompetenten Mann als 1. Vorsitzenden.

Am 5. 5. 1986 zog die FF Budenheim mit allen ihren Fahrzeugen und Geräten um in das heutige Gerätehaus in der Rheinstraße. Markante Einsätze in den folgenden Jahren:

1989: 63 Einsätze, in der Glashütte lief Europas größte Glaswanne aus. 1990: 88 Einsätze, Brand der Backstube der Bäckerei Berg, Säureanlage Chemische Fabrik. 1991: 55 Einsätze, Waldbrand Gemarkung Uhlerborn, Rotkäppchen. Im gleichen Jahr fand ein Generationswechsel statt, Heribert Schäfer folgte als stellvertretender Wehrleiter auf Alois Berg. 1992: 78 Einsätze, Großbrand VOG Ingelheim. 1993: 63 Einsätze, Kartonage Glashütte Budenheim. 1994: 68 Einsätze, Staplerwerkstatt Glashütte Budenheim, Glashütte Budenheim - Personenrettung aus Grube. 1995: 53 Einsätze, Brand in der alten Schule, zwei Personen gerettet, ein Toter. 1996: 58 Einsätze, Gartenhütten, Wannenbruch Glashütte, Ölniederschlag in der Glashütte, „Arche Noah“ droht zu sinken. 1997: 37 Einsätze, Wasserohrbruch Schulstraße, Wannenbruch Wanne 3 Glashütte. 1998: 56 Einsätze, mehrere Brände im Unterfeld, Hochwasser. 1999: 38 Einsätze, Hochwasser. 2000: 14 Einsätze 14, Milleniumeffekt, Zugunglück, ein Toter im Bahnhof Budenheim.

Das Jubiläum 125 Jahre Feuerwehr Budenheim wurde mit einer akademischen Feier, dem Tag der Feuerwehr, einem Frühschoppen und einem Zapfenstreich begangen.

Nach dem 125-jährigen Jubiläum legte Heribert Schäfer seine Funktion als stellvertretender Wehrleiter nieder. In diesem Amt folgte ihm Helmut Lauzi, Heribert Heinz war weiterhin Wehrleiter. Nach 18 Jahren als Wehrleiter wurde Lauzi 2001 Nachfolger von Heinz, Christoph Nack wurde Stellvertretender Wehrleiter. Bis 2014 waren Thomas Spychaj und Ralf Welsch weitere Stellvertreter.

Das Einsatzgeschehen bis 2016 spiegelte sich in etwa 100 Einsätzen pro Jahr wider. Großbrände und markante Einsätze in dieser Zeit waren: 2001 die Kartonage in der Glashütte mit Unterstützung der FF Ingelheim und der BF Mainz. 2006 in der Neujahrsnacht der Brand im 9. OG des Hochhauses in der Römerstraße. Bei diesem Einsatz konnte mit dem Teleskopgelenkmast ein Überschlagen der Flammen in das 10. OG verhindert werden und eine Person dort gerettet werden. 2008 Starkregenereignis mit 106 l/m² in circa einer Stunde. Gonsenheimer Straße und Hauptstraße wurden zum Wildbach. Dieser stürzte bis zum Bahndamm und dort standen alle Häuser und Keller unter Wasser, so wie im Ortsbereich zwischen Gerhard-Hauptmann-Straße und Elisabethenstraße. Budenheim blieb vor und nach diesen Straßen verschont. In dieser Nacht wurden 64 Einsätze (147 im gesamten Jahr) gefahren. 2011 Vollbrand bei der Fa. Heim in der Mainzer Landstraße durch Blitzeinschlag. 2013 Hochwassereinsatz, die Dammkrone wurde überflutet und die Felder liefen voll.

Gemäß den neuen gesetzliche Vorgaben musste 2014 eine Neuwahl für die Wehrleitung stattfinden. Helmut Lauzi trat aufgrund der zu diesem Zeitpunkt geltenden Altersgrenze nicht mehr zur Wahl an. Ralf Welsch folgte seinem Beispiel und so wurde der Weg frei für eine neue Wehrleitung. Für die Dauer von zehn Jahren wurde Mario Amadori zum Wehrleiter und Felix Bayer zu seinem Stellvertreter gewählt. Mit der Funktion des hauptamtlichen Gerätewartes erhielt Mario Amadori eine Arbeitsstelle im Gerätehaus und war somit tagsüber für alle Arbeiten, auch denen des Wehrleiters, verfügbar.

Im Zeitraum von 2017 bis 2024 stieg das Einsatzgeschehen auf durchschnittlich 127 Einsätzen pro Jahr an.

Markant waren in diesem Zeitraum: 2015 schwerer VU bei Spedition Heim mit einem Toten. 2016 Vollbrand einer Lagerhalle in Heidesheim. 2017 Vollbrand eines Hauses in der Richard-Wagner-Straße. 2020 Boot im Vollbrand nach Tankvorgang. 2020 Vollbrand eines Hauses in der Richard-Wagner-Straße. 2021 Vollbrand eines Hauses am Reiterweg, drei Personen gerettet, eine Person tot. 2022 Chlorgasaustritt im Waldschwimmbad. 2024 Trafobrand in der Poststraße mit Stromausfall im gesamten Ort.

Der Anstieg der Einsätze ist vor allem bedingt durch vermehrte Wasserrettungen, Türöffnungen, Brandmeldeanlagen im Bürgerhaus, Chemische Fabrik, Fa. Bericap und dem Altenwohnheim in der Schulstraße. Der älter werdenden Gesellschaft und dem alleine Leben sind vermehrt Türöffnungen geschuldet. Hier werden Personen gefunden, die noch oder nicht mehr leben.

Besondere Bedingungen herrschten während der Corona-Pandemie mit Abstandhalten, Desinfektionen und Maskentragen beim Einsatz. Die Einrichtung der Wache 2 am Platz der Generationen war der Sperrung der Brücke geschuldet.

2024 fand, gesetzlich vorgeschrieben die nächste Wahl zur Wehrleitung statt. Mario Amadori und Felix Bayer traten nicht mehr an. Zum Wehrleiter wurde Constantin Klinkig gewählt.

Weitere Artikelbilder:

Kommentar schreiben

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA verification
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X