"Auenkonflikt ist Präzedenzfall"

Kein Kompromiss zwischen Naturschützern und Wassersportlern in Sicht

Foto: IG Inselrhein
Vertreter von Bundesministerien, Ländern, Kommunen und Vereinen beim Ortstermin im Naturschutzgebiet "Ilmen-Aue / Fulder-Aue". Ein Trupp Nilgänse zeigte sich unbeeindruckt.
Vertreter von Bundesministerien, Ländern, Kommunen und Vereinen beim Ortstermin im Naturschutzgebiet "Ilmen-Aue / Fulder-Aue". Ein Trupp Nilgänse zeigte sich unbeeindruckt.
Die Interessengemeinschaft (IG) Inselrhein lehnt den Alternativvorschlag des Bundesverkehrsministeriums zur Befahrung des Naturschutzgebiets Ilmen- und Fulder-Aue ab. Vonseiten der Vogelschützer sei keine Kompromissbereitschaft bei der Nutzung der beiden Auen zu erkennen.

Rund 30 Mitglieder der IG Inselrhein, in der mehr als 140 Verbände, Wassersportvereine, Kommunen und Anlieger zusammengeschlossen sind, hatten sich am 22. August im Motor-Yacht-Club Bingen getroffen, um über das weitere Vorgehen im Inselstreit und eine Vereinsgründung zu beraten. Die Interessengemeinschaft will eine Sperrung der Stillwasserflächen im linksrheinischen Naturschutzgebiet (NSG) abwenden und Trainings- und Naherholungsmöglichkeiten erhalten. Den Vorschlag des Bundesverkehrsministeriums lehnen die Wassersportler ab, da er einem faktischen Befahrenverbot gleichkäme. Der Vorschlag beruhe auf Gutachten, die wissenschaftlich fragwürdig und nicht für das betreffende Gebiet anwendbar seien. Die Vogelschützer ihrerseits beharren auf einer vollständigen Sperrung und ließen keine Bereitschaft für einen praktikablen Kompromiss erkennen, beklagen die Wassersportler.

Für Jens Prüller, Geschäftsbereichsleiter Sport und Umwelt im Landessportbund Hessen e.V., geht von der Auseinandersetzung um die Nutzung des NSG Signalwirkung aus: "Noch nirgendwo sei eine Privilegierung von Vereinssport gelungen“, sagte er mit Blick auf den Alternativvorschlag des Bundesverkehrsministeriums, obgleich das zugrunde liegende Gutachten „völliger Käse“ sei. Stets sei dem Naturschutz kompromisslos Vorrang vor dem Sport in der Natur (neben Wassersport auch Klettern, Laufen, Reiten) eingeräumt worden. Hier sei es erstmals nicht so: „Das Verfahren hier ist ein Präzedenzfall“, so Prüller.

Boote, Vögel und ein Jet

Am 19. August fand eine Befahrung der strittigen Wasserflächen mit Angehörigen von Bundesministerien, Ländern, Kommunen und Vereinen statt. Dieser Ortstermin war von den Wassersportlern immer wieder gefordert worden, um den Verantwortlichen ein Lagebild aus erster Hand zu vermitteln. Die IG Inselrhein argumentiert, dass die Befahrung mit zwei Booten des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) keine signifikante Störung der Vögel durch den Bootsverkehr ergeben habe. Selbst ein Militär-Jet, der während der Befahrung im Tiefflug über das Gebiet streicht, habe keine nennenswerte Reaktion der Vögel ausgelöst. Der Einwand eines Tierschützers, dass die Tiere nicht auffliegen könnten, weil sie sich in der Mauser befänden, stößt bei den Wassersportlern auf Skepsis. Kurze Zeit später sieht man einen Schwarm Gänse im Formationsflug vorbeiziehen.

IG Inselrhein strebt
Vereinsgründung an

Grünes Licht gab es in der Versammlung für den Vorschlag, die Interessengemeinschaft Inselrhein in einen gemeinnützigen Verein zu überführen. Die Mindestanzahl für Gründungsmitglieder wurde deutlich überschritten. Christel Lenarz, Präsidentin des Hessischen Landesverbands Motorsport e.V., sagte dem zu gründenden Verein eine Spende von 1.000 Euro zu.

Kommentar schreiben

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA verification
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X