Sichere Schulwege in Budenheim

Ein Zeichen setzen für mehr Kinderschutz

Foto: Niels Heinzinger
Ein starkes Zeichen für sicherere Schulwege setzen die Freien Wähler Budenheim mit ihrem ehrenamtlichen Engagement an den ersten drei Schultagen des neuen Schuljahrs.
Ein starkes Zeichen für sicherere Schulwege setzen die Freien Wähler Budenheim mit ihrem ehrenamtlichen Engagement an den ersten drei Schultagen des neuen Schuljahrs.

Am ersten Schultag der Erstklässler, Dienstag, 19. August, sowie an den beiden darauffolgenden Tagen, haben Mitglieder der Freien Wähler Budenheim (FWB) ehrenamtlich an den drei meistgenutzten Fußgängerüberwegen der Binger Straße Präsenz gezeigt. Ausgestattet mit Warnwesten machten sie auf die Schulwegsicherheit rund um die Lennebergschule aufmerksam, unterstützten die Erstklässlerinnen und Erstklässler beim sicheren Schulstart und beobachteten gleichzeitig das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden.

„Natürlich sind wir keine professionell ausgebildeten Schülerlotsen – das war auch gar nicht unser Anspruch“, betont Silvia Kolter, Beigeordnete der Freien Wähler. „Uns ging es darum, sichtbar zu sein, auf die Verkehrssituation hinzuweisen, insbesondere auf die Schulanfänger:innen, und mit möglichst vielen Eltern ins Gespräch zu kommen. Nicht wenige Autofahrende nahmen beim Anblick der leuchtenden Warnwesten sichtlich den Fuß vom Gas – und das war gut so.“ Zunehmender Bringverkehr verschärft die Lage: Hintergrund der Aktion ist die angespannte Verkehrssituation rund um die Lennebergschule – vorwiegend morgens und teilweise auch mittags. Der zunehmende Bringverkehr durch sogenannte „Elterntaxis“ führt regelmäßig zu unübersichtlichen und potenziell gefährlichen Situationen.

Sicherer Schulweg und Maßnahmen

Die Freien Wähler möchten mit ihrer Aktion verdeutlichen, dass neben dringend notwendigen und bereits vorgeschlagenen verkehrsorganisatorischen Maßnahmen – etwa einer möglichen Einbahnstraßenregelung, Zebrastreifen oder „Kiss-and-Go“-Zonen – auch eine generelle Reduzierung des Verkehrs im Schulumfeld erforderlich ist. Ziel müsse es sein, Kindern einen sicheren Schulweg auch ohne Elterntaxi zu ermöglichen. Angesichts der neuen Baugebiete in Budenheim ist zudem mit weiter steigendem Verkehrsaufkommen zu rechnen – die Problematik dürfte sich künftig noch verschärfen. Initiativen für sichere Schulwege – bisher ohne Rückmeldung: Bereits im Oktober 2024 hatte sich eine Mutter eines Schulkindes an die Budenheimer Verkehrskommission gewandt und mehrfach gefährliche Situationen beim Hol- und Bringverkehr per Foto und Video dokumentiert. Daraufhin wurde parteiübergreifend, unter Federführung von Marcel Wabra (SPD) in Zusammenarbeit mit Kay Römer (Grüne) und Carolin Schnarr (parteilos, für die FWB) ein Entwurf zur Änderung der Verkehrsregelung an der Schule erarbeitet. Dieser wurde in der Sitzung der Verkehrskommission am 26. Februar dieses Jahres vorgestellt. Der zuständige Fachbereich der Verwaltung, „Bauleitplanung und Bürgerdienste“, hielt fest, die Vorschläge zu prüfen. Eine Rückmeldung steht bis heute aus – trotz inzwischen erfolgter Einschulung. Am 23. Juni reichten die Freien Wähler eine schriftliche Anfrage an Bürgermeister Stephan Hinz ein, die bislang unbeantwortet blieb. Gefragt wurde nach seiner Einschätzung zur aktuellen Schulwegsituation an der Lennebergschule sowie zu seiner Haltung gegenüber einem moderierten, interdisziplinären Lösungsprozess. Außerdem baten die Freien Wähler um eine Einschätzung möglicher Hürden, die einer solchen Initiative entgegenstehen könnten – und wie diese überwunden werden könnten.

Blick über den Tellerrand

Vorbild Mainz: Dass Budenheim mit dieser Herausforderung nicht allein steht, zeigen Beispiele aus anderen Kommunen. So kündigte die Stadt Mainz am 15. August an, im Rahmen eines Pilotprojekts für drei Schulen sogenannte Schulmobilitätspläne zu entwickeln. „Wir sehen darin die Möglichkeit, gemeinsam mit Schulen, städtischen Ämtern, Polizei und weiteren Akteuren vor Ort die Mobilität der Schülerinnen und Schülern zu gestalten. Schulmobilitätspläne eröffnen Perspektiven, Wege nicht nur sicherer, sondern auch kinderfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Wer früh in einer positiven Mobilitätskultur aufwächst, nimmt diese Kompetenz ins Erwachsenenleben mit“, erklärte dazu Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne). Diese Mobilitätspläne basieren auf einer Kombination aus baulichen, organisatorischen und kommunikativen Maßnahmen, die individuell auf jede Schule zugeschnitten sind. Grundlagen bilden unter anderem gemeinsame Workshops, Ortsbegehungen und Mobilitätsbefragungen – auch unter Einbeziehung der Perspektive von Kindern und Jugendlichen.

Die Statistik zeigt Handlungsbedarf

Die neuesten Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit: Am 14. August teilte das Statistische Bundesamt mit, dass im vergangenen Jahr alle 19 Minuten ein Kind im Straßenverkehr verletzt oder getötet wurde. Besonders häufig verunglücken Kinder zwischen sechs und 14 Jahren werktags zwischen 7 Uhr und 8 Uhr, also auf dem Schulweg. Eine solche professionelle Herangehensweise, wie sie die Stadt Mainz bei der Schulwegsicherheit zeigt, wünschen sich die Freien Wähler auch für Budenheim.

Verkehrskonzept dringend erforderlich

Im Hinblick auf die Gesamtverkehrssituation wurde in der Budenheimer Verkehrskommission mehrfach betont, dass ein bereits 2021 im Gemeinderat einstimmig beschlossener Antrag der SPD zur Erstellung eines Verkehrskonzepts bis heute nicht umgesetzt wurde, obwohl es zahlreiche Probleme und Beschwerden rund um den Verkehr im Ort gibt.

Aus Sicht der Freien Wähler Budenheim ist für eine erfolgreiche Lösungsfindung und Umsetzung entscheidend, dass dieses Thema weder parteipolitisch vereinnahmt noch durch aktionistische Einzelmaßnahmen angegangen wird. Vielmehr muss die Gemeinde Schulwegsicherheit als kontinuierliche Aufgabe begreifen – im Auftrag aller Bürgerinnen und Bürger und vor allem der Schulkinder.

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