Budenheim. (rer) –
Für die B-Jugend-Bundesligisten der DJK Sportfreunde Budenheim ist nach einer knappen 34:37-Rückspielniederlage bei den Rhein-Neckar-Löwen eine herausragende, unglaubliche Handball-Saison im Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft zu Ende gegangen. Dabei hatten die Sportfreunde das hochfavorisierte Gastgeber-Team zwei Mal am Rand einer hohen Niederlage. Der Lohn für eine grandiose Spielzeit: Die Budenheimer Sportfreunde haben sich neben vielen neuen Fans und einem erneuten Startplatz in der U17- zusätzlich auch einen in der U19-Jugendbundesliga Handball (JBLH) in der kommenden Spielzeit gesichert.
Trotz der in den letzten 15 Spielminuten überdeutlich gewordenen 34:44-Hinspielniederlage in der Woche zuvor reiste das Budenheimer U17-Team selbstbewusst und voller Tatendrang zum Rückspiel bei den Rhein-Neckar-Löwen. Bereits unter der Woche hatte sich gezeigt, dass der Rückhalt der Anhängerschaft ungebrochen ist: Mehr als 100 Sportfreunde-Fans hatten sich einen Platz auf den Zuschauerrängen in der Sporthalle Kronau gesichert und begleiteten die Budenheimer Jungs nach Baden-Württemberg.
Auch wenn Löwen-Trainer Tobias Scholtes unmittelbar nach dem Hinspiel vor einer Woche eindringlich davor gewarnt hatte, das (nur) vom Ergebnis her klar unterlegene Gästeteam auf die leichte Schulter zu nehmen – daran, dass die Sportfreunde Budenheim die Rhein-Neckar-Löwen noch einmal auch nur ansatzweise in Bedrängnis bringen könnten, hatte vor dem Rückspiel wohl niemand ernsthaft geglaubt. Doch es kam anders: „Wahnsinn, wie wir in das Spiel reingekommen sind“, sagte Fabian Vollmar, der gemeinsam mit Kai Schiebeler das Cheftrainerduo der Sportfreunde-Mannschaft bildet: „Als wäre es das Normalste der Welt, haben unsere Jungs erst einmal den Löwenkäfig eingenommen.“
In der von den beiden DHB-Bundesliga-Schiedsrichterinnen Janica und Kimberley Büschgens geleiteten Partie brachten die beiden Sportfreunde-Leistungsträger Henri Schleif und Max Hessinger ihr Gästeteam direkt mit 2:0 in Führung. Nach dem zwischenzeitlichen 9:5 (10. Minute) konnte selbst ein Teamtimeout der Gastgeber die Budenheimer nicht stoppen, die sich bis zur zwölften Minute gar mit sechs Toren auf 12:6 absetzten. Nun waren die Gastgeber gezwungen zu handeln, um nicht den kompletten Zehn-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel bereits in der ersten Viertelstunde zu verspielen – und das taten sie mit ihren herausragenden Einzelspielern. Binnen weniger Minuten waren sie beim 12:10 nach einem Vier-Tore-Lauf wieder im Rennen (18.). Von nun an entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem sich keiner der Kontrahenten absetzen konnte – ein super Spiel mit Tempo, Taktik und jeder Menge individueller Klasse. Beide Teams zeigten, warum sie zu Deutschlands besten Mannschaften ihrer Altersklasse gehören. Mit dem Halbzeitpfiff erzielte Budenheims Top-Torschütze Max Hessinger die 18:17-Gästeführung.
„Noch einmal gutgegangen“, dachten sich wohl die Fans der Rhein-Neckar-Löwen – der anfängliche Sturmlauf der Gäste schien eingefangen, der Favorit war wieder klar auf Halbfinalkurs. Doch nach Wiederanpfiff gab es direkt die nächste Überraschung: In den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit schockte das Gästeteam die Junglöwen erneut und setzte sich mit einem Sechs-Tore-Lauf auf 24:17 ab. Anschließend stabilisierten sich die Rhein-Neckar-Löwen zwar, konnten den Rückstand bis zur 45. Minute beim Stand von 28:23 jedoch nicht wesentlich verkürzen.
Erst Enttäuschung, dann Stolz
Im Hinspiel waren die Sportfreunde in der letzten Viertelstunde eingebrochen – und dasselbe Schicksal sollte sie erneut ereilen. Wieder schwanden die Kräfte, die Rhein-Neckar-Löwen witterten ihre Chance. Das Unheil nahm endgültig seinen Lauf, als die Schiedsrichter-Schwestern Büschgens Budenheims Kreisläufer und Abwehrchef Henri Schleif in der 50. Minute beim Spielstand von 30:28 nach einem missglückten Abwehrversuch mit Rot von der Platte schickten. Die letzten Hoffnungen auf eine Sensation waren dahin, dennoch kämpften die Sportfreunde gegen die Löwen wie die Löwen und lagen anderthalb Minuten vor dem Ende beim 34:34 noch gleichauf. Doch die unterschiedlichen Breiten der beiden Kader spielten schließlich das Zünglein an der Waage. So mussten die Sportfreunde-Jungs beim 34:37-Endstand schließlich auch die Hoffnung begraben, wenn schon nicht ins Halbfinale einzuziehen, dann doch wenigstens das Rückspiel für sich zu entscheiden.
„Das ist eine wirklich bittere Niederlage zum Saisonabschluss“, sagte Kai Schiebeler nach dem Schlusspfiff enttäuscht. „Aber dennoch haben wir erneut bestätigt, dass wir mit den besten Teams Deutschlands nicht nur mithalten können, sondern dass wir selbst zu ihnen gehören. Wir wünschen den sympathischen Jungs der Rhein-Neckar-Löwen viel Erfolg im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft.“ Die Enttäuschung wird sich mit Sicherheit bald in Stolz verwandeln, denn die Sportfreunde-Jugend war DAS Überraschungsteam dieser Bundesliga-Saison. Es hat – mit Ausnahme der beiden DM-Halbfinalisten Rhein-Neckar-Löwen und TSV Bayer-Dormagen – gegen jedes andere Team den direkten Vergleich gewonnen, was vor der Saison niemand für möglich gehalten hätte. Mit ihren mitreißenden Auftritten haben die Budenheimer Sportler nicht nur viele neue Fans gewonnen, sondern eine echte Handball-Euphorie weit über die Gemeindegrenzen hinaus entfacht.
Beste Zukunftsaussichten
Die fantastische Runde der Sportfreunde-U17-Jungs mit dem zweitgrößten Erfolg der Vereinsgeschichte nach Platz 3 der U17-Mädels in der Deutschen Meisterschaft 2016 hat den Grundstock für eine glanzvolle Perspektive gelegt: Dadurch, dass das Team die Meisterrunde erreicht hat, ist die kommende U17-Jugend bereits erneut für die B-Jugend-Bundesliga qualifiziert. Dadurch, dass es anschließend auch die Meisterrunde überstanden und am Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft teilgenommen hat, ist auch die kommende U19-Jugend vorzeitig für die zweite A-Jugend-Bundesliga qualifiziert. Ende Mai hat sie sogar die Möglichkeit, sich mit dem neu zusammengesetzten Kader der Jahrgänge 2007 und 2008 in die Erste U19-Bundesliga zu spielen, die Termine stehen aktuell noch nicht fest.
Die Entwicklung der Budenheimer Teams kann also auf höchstem Niveau weitergehen. Das Cheftrainer-Duo Fabian Vollmar und Kai Schiebeler wird das künftige U19-Jugend-Bundesligateam betreuen und zusammen mit den Co-Trainern Felix Krining und Dominik Schäfer weiter voranbringen. Für das künftige U17-Bundesligateam zeichnen sich ab sofort Trainerzugang André Sikora-Schermuly zusammen mit Katrin Braun, die jüngst mit den A-Jugenden der Sportfreunde die Regionalliga- und Oberligameisterschaft eingefahren hat, und Kyan Heyebi verantwortlich. Weitere Informationen zur Erstliga-Qualifikation und den neuen Trainern folgen.
Für die Sportfreunde Budenheim spielten und trafen: Paul Kohlmaier, Alexander Estevan – Max Hessinger (13/3), Henri Schleif, Alvar Matsuura, Phillip Patrzalek (je 5), Felix Kessel (3), Maximilian Sieder (2), Timo Schorr (1), Ole Schiebeler, Marius Lupp, Henry Schön, Luca Roll, Lennard Cordes, Cornelius Marhöfer.
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