Wahl zum Rheingauer des Jahres 2025

Rheingauer/Rheingauerin des Jahres 2025

Kandidaten-Präsentation und Aufruf zur Wahl

Die Leserschaft des Rheingau Echos darf abstimmen / Zwei Frauen und vier Männer stellen sich zur Wahl

Rheingau. (chk) – Wie im vergangenen Jahr stellen sich auch dieses Mal wieder zwei Frauen und vier Männer zur Wahl zur Rheingauerin oder zum Rheingauer des Jahres. Sie kommen aus Eltville, Kiedrich, Oestrich-Winkel, Johannisberg und Ransel. In den vergangenen Wochen wurden sie vorgeschlagen und von der Redaktion als Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. Selbstverständlich haben sie zugestimmt und sich in persönlichen Gesprächen vorgestellt. Die sechs Nominierten tun viel dafür, den Rheingau lebens- und liebenswerter zu machen, und vertreten die Region nach innen und außen mit ihrem persönlichen Beitrag. Sie engagieren sich für eine intakte Umwelt, eine hohe Lebensqualität für Menschen und Tiere, ein lebensbejahendes und friedliches Miteinander, kulturelle Vielfalt, Genuss und Wohlbefinden. Sie setzen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten ein, um Gemeinschaft zu fördern und der Spaltung der Gesellschaft etwas Positives entgegenzusetzen.

Ziel der Rheingauer Weinbühne von Wolfgang Junglas und des Rheingau Echos ist es, diese Vorbilder in den Mittelpunkt zu stellen, da sie für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander und ein funktionierendes Gemeinwesen im Rheingau und darüber hinaus von großer Bedeutung sind. Alle sechs Nominierten haben den Titel verdient, doch wie bei der Oscar-Verleihung ist die Nominierung die eigentliche Ehre: Sie rückt die Akteurinnen und Akteure und ihre Anliegen in den Vordergrund und macht auf ihre besonderen Talente und Verdienste aufmerksam. Am Sonntag, 5. Oktober, werden somit zwei Gewinnerinnen und vier Gewinner auf der Rheingauer Weinbühne in der Brentanoscheune stehen, auch wenn nur eine Person die Trophäe mit nach Hause nehmen kann. Wer das sein wird, entscheiden die Leserinnen und Leser mit ihrer Stimme. Die sechs Nominierten, die sich bereit erklärt haben, sich der Abstimmung zu stellen, werden auf den folgenden zwei Seiten vorgestellt.

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Ab sofort kann bis zum 28. September jeder seine Stimme abgeben und sich an der Wahl des Rheingauers oder der Rheingauerin des Jahres 2025 beteiligen. Dies ist per Postkarte oder Brief an die Rheingau Echo-Redaktion, Stichwort „RdJ 2025“, Industriestraße 22, 65366 Geisenheim, per Fax (06722/9966-10), per E-Mail (echoredaktion[at]rheingau-echo[dot]de) oder im Online-Voting auf der Seite www.rheingau-echo.de möglich. Den Titel erhält, wer die meisten Stimmen bekommt. Für die Online-Abstimmung muss man sich zunächst als Benutzer registrieren, um Zugriff auf das Abstimmungsformular zu erhalten. Die Rheingauerin oder der Rheingauer des Jahres wird dann am Sonntag, dem 5. Oktober, bei der um 19 Uhr beginnenden öffentlichen Veranstaltung „Rheingau Live“ in der Brentanoscheune bekannt gegeben und mit der Trophäe ausgezeichnet.

Die Leserinnen und Leser des Rheingau Echos entscheiden mit ihrer Stimme, wer die Trophäe am 5. Oktober mit nach Hause nehmen darf.

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Direkt zur Abstimmung


Mit Wort und Seele für den Rheingau
Andreas Arz empfindet es als Privileg, Menschen seine Heimat näherzubringen

Andreas Arz

chk_35_2025_rh_rdj_arz_andreas-b.jpg(chk) – Andreas Arz (46) aus Lorch-Ransel ist leidenschaftlicher Botschafter im Rheingau und Mittelrheintal – als Autor und als zertifizierter Gästebegleiter. Als „waschechter Rheingauer Bub“, wie er sich gerne selbst bezeichnet, fühlt er sich weit über die Lorcher Grenzen hinaus im gesamten Rheingau zuhause und ist vielerorts aktiv. „Ich habe mich schon immer sehr stark mit der Region identifiziert. Weil ich diese enge Verbundenheit zu unserer einzigartigen Heimat in mir spüre, habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“, sagt er. Er ist in Lorch aufgewachsen und begeisterte sich schon als Kind für Landschaft, Weinberge und deren Geschichte.

Nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann, einem Marketing-Kommunikations-Studium und einer Tätigkeit in der Werbebranche ging er für knapp ein Jahr nach Australien. In abgelegenen Gegenden arbeitete er körperlich hart und kam mit neuen Kulturen in Kontakt, was seinen Blick auf das Leben und die Welt schärfte. In einem Belletristik-Studium fand er die Inspiration für seine späteren Romane. Inzwischen ist Andreas Arz freiberuflicher Autor und hat vier Romane sowie mehrere Kurzgeschichten, darunter „Der Spätlesereiter vom Johannisberg“, veröffentlicht. Sein erstes Buch „Der Schatz im Flaschenhals“, erschien 2020. Das aktuelle Werk „Die Tränen der Loreley” ist kürzlich auf Englisch erschienen.

Zusätzlich zur Ausbildung zum Gästebegleiter hat er Weiterbildungen beim Deutschen Weininstitut in Mainz absolviert, da viele Führungen und Lesungen mit Weinproben kombiniert sind. „Gäste empfangen und Schreiben ist mein Weg, alles zu verbinden“, erklärt er. „Wir leben in einer der schönsten Regionen der Welt, und ich fühle mich sehr privilegiert, Menschen aus ganz Deutschland und anderen Ländern Landschaft, Geschichte, Natur und Wein näherzubringen.“ Ihm liegt viel daran, auch etwas über die Gäste aus anderen Kulturkreisen zu erfahren. „Ich möchte Kulturen verbinden und daran erinnern, dass wir bereits alle miteinander verbunden sind“, betont er. „Das Schönste für mich ist, wenn ich spüre, dass Menschen etwas mitnehmen.“

Zusammen mit Karl-Heinz Behrens hat er 2024 die Kooperative „RheinWeinFeder“ gegründet, um Autorinnen und Autoren aus der Region zusammenzubringen. Er übernimmt die Herausgeberschaft für gemeinsame Anthologien, organisiert Stammtische und Lesungen. Zudem ist er künstlerischer Leiter der Rheingauer Krimiabende, die im November stattfinden, und einer der Weinschreiber des Eltviller Stadtschreiberprojekts. Vor zwei Jahren wurde er zum Schulpaten der Loreleyschule in St. Goarshausen ernannt. Sie ist Teil des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dort engagiert er sich mit Lesungen und Aktionen mit den Schülern.

Im Einsatz für die Energiewende
Dr. Jürgen Hoffmann ist klima- und gesellschaftspolitisch motiviert und aktiv

Dr. Jürgen Hoffmann

chk_35_2025_rh_rdj_hoffmann_juergen-b.jpg(chk) –  Dr. Jürgen Hoffmann (78) aus Oestrich-Winkel hat sein Abitur einst an der Rheingauschule abgelegt. Später unterrichtete er 35 Jahre lang Schülerinnen und Schüler an „seiner“ Schule in den naturwissenschaftlichen Fächern. Er hat einige Dinge angestoßen, die bis heute nachwirken, darunter die Gründung des Schulsanitätsdienstes. Klassen- und Studienfahrten und der Schüleraustausch mit Chauvigny und Bois d’Oingt dürften vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern noch in lebhafter Erinnerung sein.

Zwar ist er nicht parteipolitisch aktiv, gesellschafts-, wirtschafts- und klimapolitisch war und ist er jedoch bis heute im Rheingau engagiert. Gerade feiert der von ihm mitbegründete Solarstammtisch Geisenheim sein 25-jähriges Jubiläum. „2007 konnte die auf Anregung des Solarstammtischs gegründete ‚Gesellschaft Solaranlage Rheingauschule Geisenheim‘ die erste Anlage auf einem Schulgebäude einweihen“, berichtet er. Inzwischen widmet sich der Solarstammtisch allen Themen der Energiewende und des Klimaschutzes und kooperiert mit der Hochschule Geisenheim bei den jährlichen Energietagen.

Auszeichnungen für sein ehrenamtliches Engagement erhielt Jürgen Hoffmann von der Stadt Geisenheim und vom Rheingau-Taunus-Kreis. Bis heute ist er im NABU Rheingau aktiv und lädt zu botanischen Exkursionen am Rheinsteig und zu Schiffsexkursionen zur Beobachtung der Wasservögel im Winter ein. Dazu hat er eine entsprechende Broschüre mitherausgegeben. Zudem bildet er beim NABU Bingen Biodiversitäts-Botschafterinnen und -Botschafter aus.

Er ist in verschiedenen Vereinen, Gremien und Initiativen aktiv: WIR für Winkel, Bürgerinitiative gegen Bahnlärm und Umweltschäden im Mittelrheintal sowie im Kinderschutzbund Rheingau, den er mitgegründet hat. Zum zweiten Mal wurde er in den Seniorenbeirat der Stadt Oestrich-Winkel gewählt. Seit vielen Jahren ist er Sprecher der Selbsthilfegruppe ILCO Rheingau, in der sich Stoma-Patienten mit Darmkrebs zusammengeschlossen haben. „Seit Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Tokaj und Oestrich-Winkel bin ich im Vorstand des Partnerschaftsvereins und war elf Jahre lang dessen Präsident“, erzählt er. Er hat viele Veranstaltungen und Fahrten zur Begegnung in den beiden Städten organisiert. Sein Engagement in diesem und anderen Partnerschaftsvereinen resultiert aus Erfahrungen bei internationalen Reisen mit der Rheingauer Winzerjugend, deren jährliches „Revival“‘ er bis heute organisiert.

Dr. Jürgen Hoffmann hat zwei Söhne, eine Tochter und eine Enkelin. Er war mit der Landtagsabgeordneten Christel Hoffmann verheiratet, die 2018 verstarb. Auch seine neue Lebenspartnerin teilt viele seiner Interessen; gemeinsame Hobbys sind beispielsweise Reisen, Radfahren und Skifahren.

"Nur nicht verbissen"
Rolf Lang hat eine Stiftung für interkulturelle Projekte gegründet

Rolf Lang

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(chk) – Rolf Lang (68) aus Eltville gründete vor zehn Jahren mit einem Teil des Familienerbes die Philipp-Kraft-Stiftung. Mit interkulturellen Projekten und Veranstaltungen wollte er das ungezwungene demokratische Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen in Eltville und im Rheingau fördern. Als Vater von drei Söhnen und Großvater von acht Enkelkindern sowie als Freiberufler hätte er das komplette Erbe zweifellos zukunftssicher anlegen können. Doch ihm war es wichtig, dass ein Drittel davon dem Gemeinwohl zugutekommt. Benannt hat er die Stiftung nach seinem Urgroßvater, der das Unternehmen gegründet hatte.

Rolf Lang wuchs in Mainz auf, studierte in Karlsruhe und Würzburg und sammelte als Diplom-Kaufmann vielfältige Erfahrungen, bevor er sich als Coach, Berater und Supervisor in Eltville niederließ. Schon acht Jahre lang war er Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Eltville-Passignano, bevor er die Stiftung gründete. Die Vorbereitungen liefen bereits, bevor die große „Flüchtlingswelle“ im Jahr 2015 aufkam und Anfang 2016 in den Mittelpunkt der Reihe „Völkermühle am Rhein“ mit Moderator Ulrich Bachmann rückte. Ein Völkercafé und ein Völkerkino folgten. Dank der Unterstützung vieler Kooperationspartner und Jugendlicher mit deutschen und ausländischen Wurzeln wurde schließlich im Jahr 2018 der Jugendpark der Kulturen eröffnet.

Es folgten Projekte mit interkultureller Bildungsarbeit und eine Nähwerkstatt für geflüchtete Frauen, die hier ein Sprungbrett in die berufliche Integration fanden. All das hätte es nicht geben können ohne Stiftungsgründer Rolf Lang, der etwas Wichtiges für den Rheingau angestoßen hat. „Ich versuche immer, in Netzwerken und Kooperationen zu arbeiten – im Team, mit der Stadt, mit den Schulen, mit dem Kiwanis-Club und anderen“, sagt er. „Im Rheingauer Stiftungsnetzwerk ist uns das gut gelungen.“

„Es ist auch wichtig, nicht den Humor zu verlieren, um nicht verbissen zu werden – das war immer eine gute Leitschnur.“ Bereits fünf Jahre vor der Philipp-Kraft-Stiftung gründete er mit seiner Frau Sigrun und Freunden das Eltviller Puppentheater und schreibt die Stücke mit hintergründigem Humor selbst. „Wir spielen nicht nur für Kinder, sondern 50 Prozent unserer Fans sind Erwachsene.“ Auch darauf ist er stolz.

Er freut sich, dass die Aktion „100 Kilometer gegen Rassismus“, die Julian Zell ins Leben gerufen hat, in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet – ebenfalls mit Kooperationspartnern. Als Erfolg verbucht er auch die Reihe „KuDo – Kultur am Donnerstag für Demokratie und Zusammenhalt“, die im Jugendpark in diesem Sommer neu aufgelegt wurde. Mitveranstalter ist das Bündnis für Demokratie und Vielfalt Rheingau. Mehrfach wurde die Philipp-Kraft-Stiftung für ihre Arbeit ausgezeichnet.

"Das ist keine Last, sondern Freude"
Werner Rogler präsentiert den Rheingau in kompetenten Führungen

Werner Rogler

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(chk) – Werner Rogler (74) ist im Grauen Haus in Winkel geboren, über Jahrzehnte in Rüdesheim und Oestrich zu Hause, lebt er heute mit seiner Frau in Kiedrich. Er wollte immer ein Vorbild sein: Er ist Nichtraucher, Sportler, genießt Wein in Maßen und lernt lebenslang. Dies hat er als Lehrer und Schulleiter erfolgreich umgesetzt und auch darüber hinaus lebt er nach diesen Prinzipien. Als er vor acht Jahren als Schulleiter der Eltviller Gutenbergschule in Pension gegangen ist, hat er im selben Jahr ein Studium in der Fachrichtung Weinbau und Önologie an der Hochschule Geisenheim begonnen. Dieses hat er 2021 als Bachelor of Science abgeschlossen. Es folgten zwei zertifizierte Ausbildungen zum Eltviller Gästeführer und zum Rheingauer Kultur- und Weinbotschafter. Das befähigt ihn, den Rheingau kompetent zu vertreten.

„Es gibt nur wenige Tage ohne Führung – und das ist keine Last, sondern Freude“, sagt er. Er bietet Gäste- und Weinlagenführungen in Eltville, Walluf, Kloster Eberbach, im Steinbergkeller, in Rüdesheim und Frauenstein an. Außerdem ist er Kellermeister des Rheingauer Weinkonvents, der bundesweit vernetzt ist. Diese Tätigkeit ist aufwändiger als gedacht, denn er ist dort für den Bestand der Schatzkammer und die Gestaltung von Weinproben zuständig.

Er kann zufrieden auf das zurückblicken, was er in der Gutenbergschule geschaffen hat. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens arbeitete ein Netzwerk aus 130 Betrieben und Institutionen auf dem Gebiet der Berufsorientierung mit der Schule zusammen. „Das ist ein nachhaltiges Projekt“, urteilt er selbst. Sportlich war Werner Rogler schon immer aktiv, unter anderem als Tanzlehrer und etwa drei Jahrzehnte lang als Trainer der Handballabteilung der TG Rüdesheim. 1980 gründete er als begeisterter Skifahrer, der bereits als Skilehrer aktiv war, die Ski-Abteilung der TG Rüdesheim. Bis heute leitet er die Langlauf-Wochenendfahrten der TG Rüdesheim. Auch als Leiter der Realschule setzte er sich dafür ein, dass die Schülerinnen und Schüler einmal während ihrer Schulzeit eine Ski-Klassenfahrt machten.

In seiner Wahlheimat Kiedrich engagiert er sich seit einigen Jahren im Vorstand des Seniorenbeirats, dessen Vorsitzender er seit 2023 ist. Er ist stolz auf die Arbeit dieses Gremiums, das gemeinsam mit der Gemeinde Kiedrich beachtliche Veranstaltungen für ältere Menschen auf die Beine stellt und ein offenes Ohr für sie hat. Vor zwei Jahren hat Werner Rogler ein neues Ehrenamt übernommen: Er ist Wegepate für den Rheinsteig-Abschnitt von Oestrich bis Kiedrich. Dass er trotzdem noch Freizeit hat, verdankt er einem guten Zeitmanagement. Dieses lässt ihm sogar Zeit, mit seiner Frau den halben Hektar Weinberg in Kiedrich als Nebenerwerbswinzer zu bewirtschaften.

Ein wertschätzendes Miteinander
Vera Schilling steckt viel Kraft und Arbeit in die Vereinsarbeit der Kinder- und Jugendfarm

Vera Schilling

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(chk) – Vera Schilling (54) aus Oestrich-Winkel ist seit der Gründung vor 22 Jahren Erste Vorsitzende des Vereins Kinder- und Jugendfarm Oestrich-Winkel e.V. Sie bringt sich aktiv ein und vertritt den Verein bei offiziellen Anlässen. Außerdem wirbt sie Spenden und Sponsorengelder ein. „Für den Vorsitz wurde damals eine Person gesucht, die politisch neutral ist“, erzählt sie, „und ich war relativ jung und wurde dazu ermuntert, das Amt zu übernehmen. Ich war da schon berentet und glaube, dass man, wenn man etwas von der Allgemeinheit nimmt, auch etwas zurückgeben sollte.“ Für ihr Ehrenamt wird sie häufig gelobt. „Aber die wenigsten wissen, wie viel Kraft es mich tatsächlich kostet.“ Mit ihrem Beispiel will sie Menschen Mut machen, sich trotz Schmerzen und Schicksalsschlägen für andere zu engagieren und damit auch das eigene Leben positiv zu gestalten.

Sie hat väterlicherseits französische Wurzeln, ist in Hamburg geboren und in Ostfriesland aufgewachsen. Im Jahr 1988, mit gerade einmal 17 Jahren, kam sie in den Rheingau und blieb hier, nachdem sie bald ihren Mann kennenlernte. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau im „Grauen Haus” in Winkel und blieb in der gehobenen Gastronomie, bis 1996 ihre Tochter Anika geboren wurde. Im Lauf der Jahre nahm Familie Schilling mehrere Pflegekinder auf; eines davon lebt noch zeitweise dort.

Vera Schilling ist stolz auf das, was die Kinder- und Jugendfarm mittlerweile geworden ist und ist dankbar für das in sie gesetzte Vertrauen, für die gute Zusammenarbeit in dem sehr aktiven Vorstand und dessen Unterstützung in schweren Zeiten. „Es ist eine Teamleistung, Kontinuität zu zeigen und für Kinder aus dem ganzen Rheingau, für Familien, für Schulen, Kitas und andere Institutionen da zu sein“, betont sie. Dafür gibt es einen städtischen Mitarbeiter und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer; auch weitere Unterstützung wird gerade gesucht. Das Vereinsgelände am Elsterbach wurde im Laufe der Jahre liebevoll gestaltet. Von Anfang März bis Ende Oktober werden hier feste Öffnungszeiten und Aktionen geboten, allerlei Feste gefeiert und es herrscht ein familiäres und wertschätzendes Miteinander. Als ihr Mann vor sieben Jahren starb, fand Vera Schilling hier Halt, so dass sie nach einer Auszeit weiterhin als Erste Vorsitzende den Verein leitet.

Wenn die Kinder- und Jugendfarm in die Winterpause geht, beginnt für Vera Schilling die fünfte Jahreszeit, denn durch ihre Tochter kam sie zur Fastnacht. Sie ist aktives Mitglied bei den „Böbbscher“ des Carneval Vereins Winkel, bei der Grenadier-Garde der „Eiskalten Brüder“ in Mainz-Gonsenheim und im Eltviller Carneval Verein, in dem Anika aktiv ist. „Meine Tochter ist mein größtes Glück“, sagt sie.

Im Einsatz für verletzte Wildvögel
Fióna Szász bietet eine Notaufnahme und Erstversorgung für verletzte Vögel

Fióna Szász

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(chk) – Fióna Szász (19) aus Johannisberg widmet ihre Zeit dem Vogelschutz und der Kunst. Im vergangenen Jahr hat sie an der Kerschensteinerschule in Wiesbaden, einer Fachoberschule, die Fachhochschulreife in Gestaltung erworben und befindet sich derzeit in einer Orientierungsphase. Sie ist ein Spross der Johannisberger Künstlerfamilie Szász und hat bereits als Kind eigene Werke bei den Gemeinschaftsausstellungen des Johannisberger Künstlerkreises gezeigt. Vor wenigen Monaten hat sie ihre Werke mit ihrer Mutter Ilka und ihrem Opa István in einer Familienausstellung im Bürgerzentrum Oestrich-Winkel ausgestellt. "Am liebsten möchte ich beides machen – Kunst und Tierschutz“, sagt sie. Bis sie eine endgültige Entscheidung getroffen hat, widmet sie sich dem Vogelschutz.

Da sie als „Notaufnahme“ gelistet ist, hat sie seit einem halben Jahr eine Art Vollzeitbeschäftigung. In dieser Zeit hat sie bereits die Erst- und Notfallversorgung für 120 Wildvögel übernommen – doppelt so viele wie im Vorjahr. Sobald eine Pflegestelle frei wird, in der die verletzten Vögel weiter versorgt und wieder ausgewildert werden können, werden sie dorthin gebracht. Dabei spielt auch die Organisation hinter den Kulissen eine große Rolle. In seltenen Fällen kann sie den Vögeln auch selbst helfen.

„Der Sommer ist eine schwierige Zeit für Wildvögel. Es sind oft kleine Mauersegler oder Schwalben, denen es in ihren Nestern unterm Dach zu heiß wird. Sie springen aus dem Nest, können aber noch gar nicht fliegen“, erklärt sie. Neben Singvögeln brauchen auch immer wieder Wasservögel Hilfe.

„Es hat mit einer verletzten Brieftaube angefangen, die wir im Hof gefunden haben“, erzählt sie. Daraufhin hat sie sich mit dem Schicksal der Brieftauben beschäftigt, die früher tatsächlich Briefe transportiert haben und heute nur noch zu Wettbewerbszwecken eingesetzt werden. „Das ist Tierquälerei“, findet sie. Eine Zeitlang hat sie sich in der Stadttaubenhilfe engagiert und in ihrer Umgebung Taubeneier gegen Attrappen ausgetauscht, um die Vermehrung der Tauben zu beschränken. „Tauben sind missverstandene Tiere. Die Bezeichnung ‚Ratten der Lüfte‘ wird ihnen nicht gerecht. Sie sind eigentlich Körnerfresser. Dadurch, dass sie sich in den Städten von Müll ernähren müssen und einen von Menschen angezüchteten Brutzwang haben, kommt es zu diesen Problemen.“

Fióna Szász arbeitet mit weiteren Tierschützerinnen im Netzwerk der Rheingauer Tiergruppe zusammen, die als Facebook-Gruppe organisiert ist und bei Notfällen mittlerweile unter einer Mobilnummer auf WhatsApp erreichbar ist. Mit diesem Netzwerk plant sie, eine Pflegestation für Wildvögel im Rheingau aufzubauen, um leidenden Tieren zu helfen und somit auch den Artenschutz zu stärken.

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