Rheingauer/Rheingauerin des Jahres 2022
Kandidaten-Präsentation und Aufruf zur Wahl
Sechs Nominierte für den Titel / Rheingau Echo-Leser sind zur Abstimmung aufgerufen
Rheingau. (chk) – In diesem Jahr stellen sich drei Frauen und drei Männer zur Wahl für die Rheingauerin oder den Rheingauer des Jahres. Sie wurden in den vergangenen Wochen von Leserinnen und Lesern nominiert, die der Meinung sind, dass diese Kandidatinnen und Kandidaten etwas dafür getan haben, den Rheingau etwas lebens- und liebenswerter zu machen. Die sechs Nominierten tragen bei zur Verbesserung der Lebensqualität im Rheingau, zeigen Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die hier Zuflucht vor Krieg und Zerstörung suchen, wirken der Vereinsamung und Vereinzelung von älteren Menschen entgegen, nähen und stricken im Rheingau für Frühchen in ganz Deutschland. Sie fördern Gemeinschaft und Geselligkeit bei Musik und Wein, haben den Mut, in schwieriger Zeit Neues aufzubauen, um die Kulturlandschaft zu erhalten, fördern Gesundheit von Einheimischen und Gästen durch Motivation zur sportlichen Bewegung in gepflegter Natur und unterstützen auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe noch Winzer an der Ahr. Alle Kandidatinnen und Kandidaten setzen ihre Fähigkeiten zum Wohl der Region ein, setzen Zuversicht gegen Resignation und Verzweiflung – inmitten der anhaltenden Corona-Nachwirkungen, Kriegsfurcht, Inflation, Klima- und Energiekrise.
Es ist das Ziel der Rheingauer Weinbühne von Wolfgang Junglas und dem Rheingau Echo, diese Beispiele in den Mittelpunkt zu stellen, weil sie für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander und ein funktionierendes Gemeinwesen im Rheingau und darüber hinaus unabdingbar sind. Die sechs Nominierten, die im Rheingau auf vorbildliche Art und in unterschiedlichen Wirkungsfeldern ehrenamtlich oder beruflich Gutes tun, haben alle den Titel verdient, doch es ist wie bei der Oscar-Verleihung: Die Nominierung rückt die Akteure in den Vordergrund, macht auf ihre besonderen Talente und Verdienste aufmerksam und ist somit die eigentliche Ehre. Am 2. Oktober werden demnach drei Gewinnerinnen und drei Gewinner auf der Rheingauer Weinbühne in der Brentanoscheune stehen, auch wenn nur eine Person die Trophäe mit nach Hause nehmen kann. Wer das sein wird, entscheiden die Leser nun mit ihrer Stimme. Die sechs Nominierten, die sich bereit erklärt haben, sich der Abstimmung zu stellen, werden auf den folgenden zwei Seiten vorgestellt.
Abstimmung 
Per Postkarte oder Brief an die Rheingau Echo-Redaktion, Stichwort „RdJ 2022“, Industriestraße 22, 65366 Geisenheim, per Fax 06722-996610 oder per E-Mail (echoredaktion[at]rheingau-echo[dot]de) und natürlich im Online-Voting im Internet auf der Seite www.rheingau-echo.de kann ab sofort bis zum 27. September jeder seine Stimme abgeben und sich an der Wahl des Rheingauers oder der Rheingauerin des Jahres 2022 beteiligen. Den Titel erhält, wer die meisten Stimmen bekommt. Für die Online-Abstimmung muss man sich zunächst als Benutzer registrieren, um Zugriff auf das Abstimmungsformular im Internet zu erhalten. Die Rheingauerin oder der Rheingauer des Jahres wird dann am Sonntag, 2. Oktober, bei der Veranstaltung „Rheingau Live“ in der Brentanoscheune bekanntgegeben und mit der Trophäe belohnt.
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Direkt zur Abstimmung
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Passende Kleidung für empfindliche Frühchen
Katrin Berheide hat den Verein "MiniHerzchen" mitgegründet, näht, prüft und verwaltet
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Katrin Berheide
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(chk) – „Ich bin im Internet vor etwa vier Jahren auf eine Gruppe von Frauen aufmerksam geworden, die Kleidung für Frühchen nähen und ich habe auch angefangen zu nähen, weil ich noch Stoffreste hatte“, erzählt Katrin Berheide (46). „Als lose Gruppe haben wir unter dem Namen ‚Herzenskinder‘ Kleidung ab Größe 32 für Frühgeborenen-Stationen mehrerer Kliniken genäht.“ Die Frauen machen dies ehrenamtlich und unentgeltlich. Um den Kliniken die Handarbeiten schenken zu können, ist die Gruppe auf Spenden in Form von finanziellen Zuwendungen, Stoffen, Wolle, Bündchen und Druckknöpfen angewiesen. „Deshalb haben wir im April 2021 einen Verein unter dem neuen Namen ‚MiniHerzchen e.V.‘ gegründet, der auch Spendenbescheinigungen ausstellen kann.“ Der bundesweite Verein hat seinen Sitz in Winkel und 45 Frauen aus ganz Deutschland – davon allein 18 aus dem Rheingau – nähen, stricken und häkeln für 21 Kliniken von Bremen bis München. In der Rhein-Main-Region gehören Kliniken in Mainz, Frankfurt und Darmstadt dazu. Die Frauen aus dem Rheingau treffen sich inzwischen einmal im Monat zum Austausch im Mehrgenerationenhaus in Winkel.
„Katrin Berheide ist die Ansprechpartnerin für die Kliniken, die ihre Bestellungen bei ihr abgeben und die sie dann aus dem Lager, das sie auch verwaltet, packt und versendet. Sie ist ein absolutes Multitalent, die all diese Tätigkeiten, neben ihrer Familie und Berufstätigkeit super meistert“, heißt es in der Nominierung. Als Kassiererin und Mitglied des Vorstands ist sie nicht nur für die Bürokratie zuständig, sondern prüft auch die Qualität aller Kleidungsstücke. „Die Frühchen sind sehr empfindlich. Die Sachen müssen so geschneidert werden, dass man die Kinder in ein offenes Hemdchen legen und dann zubinden oder zuknöpfen kann“, erklärt Katrin Berheide.
Sie war sehr gerührt, als die Mutter eines Frühchens ihr einmal sagte: „Als ich mein Kind das erste Mal gesehen habe in Sachen, die passen, habe ich gedacht: Mein Kind ist richtig und nicht nur ein Frühchen.“ Jährlich kommen rund 60.000 Babys zu früh zur Welt und für die Industrie ist es keine lohnende Sache, Frühchen-Kleidung herzustellen. MiniHerzchen stellt Kleidungsstücke auch in individueller Absprache mit den Kliniken her und beachtet Kriterien für Schläuche und Kabelausgänge, an die Frühgeborene und auch Säuglinge auf Intensivstationen angeschlossen sind.
Katrin Berheide, gebürtige Stuttgarterin, die ihren Mann bei der Arbeit in Köln kennenlernte, lebt seit 2005 in Winkel, weil sich beide in den Rheingau verliebt haben. Sie ist Kommunikationswirtin, Mutter von drei Söhnen, und von Anfang an in KiTa und Schule immer Mitglied in mindestens einem Elternbeirat. Seit 2016 engagiert sie sich außerdem im Kinderkarate, zunächst als Co-Trainerin und seit 2019 als zertifizierte Kinderkarate-Trainerin.
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Die Liebe zum Rheingau und zum Sport treibt ihn
Marcus Blenke hat sich mit seinem Geschäft und seinen Touren einen Traum erfüllt
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Marcus Blenke
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(chk) – „Die Liebe zum Rheingau ist immer dabei, wenn ich zu Abenteuer und Entdecken einlade“, sagt Marcus Blenke, 46, „Erfinder“ von Rheingausport. Mit seinem Sportgeschäft in Oestrich hat er sich einen Traum erfüllt, bietet sportwissenschaftlich fundierte Beratung für Lauf- und Wanderschuhe, Sportkleidung und Zubehör und lockt Kunden aus einem Umkreis von 200 Kilometern in den Rheingau. Vor allem aber sind unter diesem Namen seine Touren durch Oestrich-Winkel, Hallgarten und Hattenheim bekanntgeworden. „Seine unerschütterlichen Bemühungen, den Rheingau für Sport-Touristen attraktiv zu gestalten und die spürbare Liebe zu seiner Heimatregion ist wirklich großartig. Auch von wiederkehrenden Rückschlägen, bei denen seine von der Gemeinde genehmigten Wegweiser mutwillig zerstört werden, lässt sich Marcus Blenke nicht unterkriegen“, heißt es in der Nominierung.
Vier Panoramawege von unterschiedlicher Länge und Schweregraden für Läufer und Wanderer hat Marcus Blenke auf eigene Kosten ausgeschildert und dafür die Genehmigung der Stadt Oestrich-Winkel und des Zweckverbands erhalten. „Ich liebe den Rheinsteig und den Klostersteig, aber sie führen fast überall an den Städten und Dörfern vorbei. Ich will Läufer und Wanderer auch in die Orte hineinlocken“, erklärt er. So führt beispielsweise seine 14 Kilometer lange „Hendelberg-Tour“ über einen Panorama-Weg auf den Hendelberg, bietet schöne Aussichten ins Rheintal im Wechsel mit schattigen Waldpassagen und führt durch die Weinberge und Wälder der Weinorte Oestrich, Hattenheim und Hallgarten. „Ich will die Leute aus den Orten hinausführen in den Wald und wieder zurück. Ich will keine neuen Wege erfinden, sondern die vorhandenen Wege nutzbar und erlebbar machen, dabei auch auf Straußwirtschaften, Gutsausschänke und andere Lokale hinweisen.“ Er wünscht sich mehr Rundwege, auch kürzere Strecken mit schattigen Passsagen entlang der Bäche. Den Massentourismus will er nicht fördern, sondern Naturliebhaber anlocken, die auf die Umwelt achten.
Neben längeren Runden, zu denen er ein- bis zweimal im Monat einlädt, gibt es den regelmäßigen wöchentlichen „Piffchenlauf“ über gut sieben Kilometer. Sein Laufteam, das offen ist für alle, die dazu kommen wollen, umfasst etwa 40 Leute, die zur Hälfte aus dem Rheingau und zur Hälfte von der anderen Rheinseite kommen. Der Abschluss findet meist in einem Lokal statt.
Marcus Blenke ist in Schweden geboren, in Wiesbaden aufgewachsen und lebt, seit er 16 Jahre alt ist, im Rheingau, zunächst in Walluf, wo er auch seine Frau kennengelernt hat. Mit ihr lebt er seit 18 Jahren in Oestrich. Nach einer Karriere im Radsport und Duathlon war er tätig als Trainer, als sportwissenschaftlicher Leiter für Orthopädie und Sportdiagnostik und vier Jahre als Sporttherapeut im Wiesbadener Zentrum für Fußchirurgie.
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Sie engagiert sich seit über 20 Jahren für Senioren
Evelyn Bleuel setzt ihre Fähigkeiten ein, um Menschen Anregungen zu bieten
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Evelyn Bleuel
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(chk) – Seit 20 Jahren leitet Evelyn Bleuel (71) den Seniorenclub Frohsinn für Winkel und Mittelheim, organisiert beispielsweise 50er Jahre Petticoat-Feste, Erzählcafés, Sommerfeste und Fahrten. „Sie betreut die Senioren auf eine ganz besonders liebe Art und Weise und hat für jeden immer ein offenes Ohr. Das ist leider alles nicht mehr selbstverständlich, doch für Evelyn Bleuel ist dies selbstverständlich – und das alles seit vielen Jahren ehrenamtlich“, heißt es in der Nominierung. Der Seniorenclub Frohsinn ist ein freier Club, der von der Stadt Oestrich-Winkel jährlich einen kleinen Zuschuss erhält.
„Zu unseren Treffen kommen 60 bis 80 Personen ab 55 Jahren, manchmal auch weniger, und Busreisen sind leider auf 48 Personen begrenzt“, erklärt Evelyn Bleuel. „Wir machen jeden Monat mindestens ein Veranstaltungsangebot.“ Sie organisiert für den Seniorenclub auch Stadtbesichtigungen, Fahrten in Museen, ins Theater oder ins Kino nach Mainz oder Wiesbaden. Sie macht die Planung und bespricht sie mit ihrer „Schatzmeisterin“ und einem Senioren-Team, das in der Betreuung mitwirkt. „Kommunikation, gemeinschaftliche Unternehmungen und Erlebnisse sind die Intention unserer Arbeit, die mit und für die Senioren u.a. durch die Betreuer während ihrer Besuche, in Telefon- und/oder persönlichen Gesprächen für die Veranstaltungsangebote erfolgen“, erklärt Evelyn Bleuel.
Sie organisiert auch mehrtägige Kulturfahrten und einwöchige Urlaubsreisen ins In- und Ausland. Demnächst reist sie mit dem Seniorenclub sieben Tage in den Schwarzwald mit Ausflügen in die Umgebung. „Die Fahrten sind immer auch für Menschen mit Rollator geeignet.“ Auch in der Corona-Zeit hat sie per E-Mail den Kontakt zu den Senioren aufrechterhalten und mit ihrem Team zu besonderen Anlässen kleine Präsente überbracht oder Gutscheine verteilt.
Evelyn Bleuel ist seit einigen Jahren Rentnerin, ist aber seit fast 20 Jahren freiberuflich als Gästebegleiterin Rheingau-Taunus tätig und stellvertretende Vorsitzende des Gästebegleiter-Vereins. Sie ist zertifizierte Kultur- und Weinbotschafterin und außerdem zertifizierte Kirchenführerin. Es macht ihr Freude, ihre Fähigkeiten auch in ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten einzubringen. Auch für die evangelische Kirchengemeinde organisiert sie die Gemeindefahrten. Darüber hinaus ist sie Schriftführerin im Förderverein soziale Einrichtungen und im Spendensammelverein, Beisitzerin im Verkehrsverein und seit 2015 gewähltes Mitglied der Vertreterversammlung der Rheingauer Volksbank.
Sie ist eine echte Oestrich-Winkelerin, hat eine Tochter und musste vor acht Jahren den Tod ihres Mannes verkraften. Sie ist vielfältig kulturell und heimatgeschichtlich interessiert. „So lange ich selbst aktiv sein und anderen Menschen damit helfen kann, will ich das gerne tun“, versichert sie.
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Musik war eigentlich immer sein Leben
Wilhelm Heymach ist Mitgründer der Mundartband Rheingau Vista Boys
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Wilhelm Heymach
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(chk) – Die Idee, Rheingau-Lieder in Mundart zu schreiben und gemeinsam aufzutreten, tauschten Wilhelm Heymach (61) und Frank Zimmermann aus, als sie vor drei Jahren bei einer Geburtstagsfeier erstmals zusammentrafen. „Aber erst 2020, als im März der Corona-Lockdown kam, und wir unser Hotel schließen mussten, verschaffte mir die Zwangspause Zeit, um über Texte und Kompositionen nachzudenken“, erinnert sich Wilhelm Heymach. An seinen Texten hat auch seine Frau, Sissi Heymach, mitgewirkt. Im vergangenen Jahr hat sich die fünfköpfige Band als Rheingau Vista Boys gegründet und in diesem Sommer ist die erste CD erschienen. Sechs der zehn Lieder auf dieser CD hat Wilhelm Heymach komponiert und getextet, beispielsweise „Gude!“, „Schmegge losse!“ oder „Bei uns isses schee“.
„Die CD mit dem Titel ‚Gude! Rhoigau‘ ist eine Hommage mit ganz viel Herz und einem Augenzwinkern an die Region, den Rhein und die Reben. Der Song ‚Gude!‘ sorgt bei den Auftritten für jede Menge gute Laune und wird bereits begeistert von den Zuhörern mitgeschmettert“, heißt es in der Nominierung. „Was andere Regionen schon längst haben, haben wir jetzt auch bei uns im Rheingau: eine Band mit eigenen regionalen Liedern.“ Das ist auch Wilhelm Heymachs Wunsch und Vorstellung: „So etwas wie die Bläck Föös für Köln wollen wir für den Rheingau sein. Wir haben inzwischen weitere Songs geschrieben und unser Ziel ist es, über den Winter ein Repertoire von eigenen Stücken zu haben, mit dem wir auch ein dreistündiges Konzert ohne Coversongs bestreiten können.“ Auch sollen weitere CDs folgen, denn die Resonanz auf die erste CD ist sehr gut. Die Rheingau Vista Boys bekommen viele Anfragen und sind auch bei der Mundartmatinee in Kiedrich im vergangenen und in diesem Jahr am ersten Augustsonntag aufgetreten und in die Mundartgemeinde „integriert“ worden.
Nachdem keines der drei Kinder von Sissi und Wilhelm Heymach das Hotel in der nächsten Generation weiterführen wollte, hat er im vergangenen Jahr den „Rüdesheimer Hof“ verkauft und ist nun Privatier „Musik war eigentlich immer mein Leben, jetzt kann ich es ausleben und genießen.“ Sein Vater und sein Großvater haben ihm das Talent vererbt. Mit 15 erhielt er Unterricht in klassischer Gitarre am Wiesbadener Konservatorium, das damals eine Zweigstelle in Rüdesheim hatte, und er nahm Gesangsunterricht bei einer Geisenheimer Opernsängerin. Immer hat er die Musik in seiner knappen Freizeit ausgeübt. Vor zehn Jahren hat er die Dr. Kellerbänd gegründet, spielt Gitarre und singt – alles von Abba bis Zappa. Auch spielt er mit der Band „Die Sponsheimer“, die Teil des Aulhauser Carneval Clubs ist, dessen Vorsitzender er 18 Jahre lang war. Als Hotelier und Gastronom hat er sich in vielen Vereinen, Gremien und Ausschüssen engagiert und zahlreiche Auszubildende erfolgreich zur Prüfung geführt.
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Der Traum vom eigenen Weingut hat sich erfüllt
Burkhard Kirchner hat ein Weingut übernommen und engagiert sich für die Ahr
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Burkhard Kirchner
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(chk) – „Burkhard Kirchner ist Neuwinzer mit dem Weingut Kisselbach in Erbach, zeigt offen seine Hingabe zum Weinmachen, ist bodenständig und ehrlich, bei seinen Kollegen bekannt als immer hilfsbereiter Winzer, hat vielen jungen Menschen den Rheingauer Wein nähergebracht und engagiert sich sozial an der Ahr“, heißt es in der Aufzählung für die Nominierung zum Rheingauer des Jahres. Dass der Pfarrersohn Winzer wurde, ist seinem Lehrer Gerhard Becker an der Rheingauschule zu verdanken, der in einer Projektwoche den teilnehmenden Schülern den Wein „schmackhaft“ machte. Für Burkhard Kirchner (49), besser bekannt als „Buggy“, war das ausschlaggebend für seine Berufswahl.
Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Winzer im Weingut Schloss Reinhartshausen, absolvierte ein Studium Weinbau und Önologie in Geisenheim, und war einige Zeit in Australien, Portugal und auf Madeira unterwegs, und hat dort als Winemaker Erfahrungen gesammelt. Zurück in Deutschland war er Gutsverwalter und Betriebsleiter in verschiedenen Weingütern der Region, träumte aber immer schon von einem eigenen Weingut. Als sich im vergangenen Jahr die Gelegenheit bot, hatte er den Mut, in der schwierigen Corona-Zeit das Erbacher Weingut Heinz Lebert zu übernehmen und konnte seinen Traum dank eines Compagnons im Mai 2021 verwirklichen. „Er hat das notwendige Kleingeld, ich habe das Know-how“, sagt er.
Eigentlich hatte er in seinem neuen Weingut mehr als alle Hände voll zu tun, als es zur Flutkatastrophe an der Ahr kam und er sich auf den Weg machte, um dort zu helfen. „Das haben viele andere aus dem Rheingau auch getan; fast alle Winzer haben dort geholfen“, versichert er. Er hat viele Spenden akquiriert und fährt noch sporadisch an die Ahr. Im vergangenen Jahr hat er in Erbach federführend den „Ahr-Wein-Treff“ organisiert und gemeinsam mit anderen Winzern durchgeführt. Für einen Studienfreund aus Ahrweiler verkauft er weiterhin Wein und hatte ihn auch auf der Karte bei der Schlemmerwoche. Mit seinem eigenen ersten Jahrgang war er zufrieden – und die Gäste auch.
„Ich möchte, dass die Einzigartigkeit des Rheingaus erhalten bleibt und setze auf naturnahen Weinbau. Ich möchte vor allem traditionellen Rheingauer Riesling machen.“ Er glaubt, dass der Riesling auch im Klimawandel noch eine Zukunft hat und durch Beschattung mit höher wachsenden Weinstöcken vor der Hitze besser geschützt wird.
Burkhard Kirchner, der zwei Kinder aus erster Ehe hat, bewirtschaftet das Weingut mit seiner Freundin. Auf den Weingutsnamen Kisselbach kam er, weil der Bach in Erbach so heißt, und durch seinen Freundeskreis, der musikalisch in der Musikcombo „Erbacher Kisselbachstelze“ vereint ist, in der er Posaune spielt. Früher hat er auch im evangelischen Posaunenchor gespielt, hat sich in der Kirchengemeinde und im Fußballverein in Erbach engagiert.
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Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge organisiert
Annett Walther lenkt mit ihrem Organisationstalent Hilfe in die richtigen Bahnen
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Annett Walther
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(chk) –„Wenn ich mich als Kandidatin zur Wahl stelle für die Rheingauerin des Jahres, mache ich das stellvertretend für alle im Team“, sagt Annett Walther (45), die vorgeschlagen wurde, weil sie „sehr vielen ukrainischen Familien Wohnraum verschafft, die Möbel und Einrichtungen organisiert und sie bei Behördengängen unterstützt hat – dies alles ehrenamtlich und in einem sehr großen Umfang“ – so der Wortlaut der Nominierung. Die ersten Kontakte hat ihre ukrainische Freundin aus Wiesbaden hergestellt. „In Hallgarten fand sich schnell ein Team zusammen, und als am 1. März die ersten Flüchtlinge ankamen, hatte bereits jemand ein Haus mit Platz für elf Personen zur Verfügung gestellt“, berichtet Annett Walther. „Die Hilfsbereitschaft war riesig! Ich war nie die Sprecherin, werde aber immer angesprochen“, erklärt Annett Walther. Mittlerweile umfasst das Team Oestrich-Winkel und Geisenheim etwa 120 Personen.
Dass sie zur Ansprechpartnerin wurde für Ehrenamtliche, für Bürgerinnen und Bürger, die Sachspenden abgeben wollen, für Flüchtlinge und auch für die Stadtverwaltung in Oestrich-Winkel, ist vor allem auf ihr Organisationstalent zurückzuführen. Von Anfang an hat sie die Hilfe in die richtigen Bahnen gelenkt – und bringt die Bereitschaft mit, zu helfen und mit anzupacken, wo Hilfe nötig ist. So hat sie erreicht, dass schon bald nahezu 50 Personen aus der Ukraine, überwiegend Frauen und Kinder, in Wohnungen in Hallgarten, Oestrich-Winkel und Hattenheim untergebracht werden konnten. „Ich bin auch Mitglied im Vorstand des Verkehrs- und Verschönerungsverein Hallgarten, der uns auch sehr unterstützt hat. Wir haben viele Personen, die ihre Kontakte eingebracht haben“, lobt Annett Walther. Sie kümmert sich weiterhin um das Wohlergehen der Frauen und Kinder, pflegt viele Kontakte und hat unter den Ukrainerinnen auch persönliche Freundinnen gefunden.
Annett Walther und ihr Mann haben zwei Töchter und einen Pflegesohn. Eine Tochter ist die noch bis zum 10. September amtierende Rheingauer Weinkönigin Annika Walther. Dass sie ihre Tochter sieben Jahre lang als „Queen Mum“ begleitet hat, ist auch eine bemerkenswerte ehrenamtliche Leistung. Darüber hinaus hat sie ein Herz für Tiere und betreibt mit ihrer Familie einen kleinen Gnadenhof mit einem Pony und drei Eseln, von denen sie zwei vor dem Schlachter gerettet hat. Von den fünf Hunden der Familie kommen drei aus dem Tierheim.
Annett Walther kam 1996 mit ihrem Mann aus Thüringen in den Rheingau und arbeitete als MTA für Funktionsdiagnostik in der DKD in Wiesbaden. Sie ist auf Schlafmedizin spezialisiert und hat sich 2014 als MTA selbständig gemacht – eine Tätigkeit, die ihr neben Familie und Ehrenamt rund 50 Stunden in der Woche und 5.000 Kilometer im Monat abverlangt.
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