„Denkmalschutz ist ein Geschenk an die Zukunft“

Denkmalschutzpreis des Rheingau-Taunus-Kreises wurde auch für ein Objekt in Kiedrich verliehen

Mathias Hannes, Beate Damm, Karl-Heinz und Dorothea Herber, Hans-Georg Böcher und Winfried Steinmacher (v.l.).

„Der Sitzungssaal des Kiedricher Rathauses erwies sich als würdiger Rahmen zur Verleihung des Denkmalschutzpreises des Rheingau-Taunus-Kreises 2023. Dieser wurde in zwei Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Die Überreichung der Urkunden erfolgte in Anwesenheit von Bürgermeister Winfried Steinmacher durch den für Denkmalschutz zuständigen Dezernenten Matthias Hannes.

In seiner Begrüßung freute sich Steinmacher, dass das besondere Rathaus aus dem Jahr 1585 als Veranstaltungsort für die heutige Feierstunde ausgewählt wurde. Ganz besonders freue er sich jedoch, „dass sich auch eine Kiedricher Bürgerin unter den insgesamt drei Preisträgern befindet“.

Der Umgang mit denkmalsgeschützten Gebäuden ist, wie er sagte, eine ganz besondere Aufgabe. Denkmalschutz diene dazu, den erhaltenden Besitz von kulturellen und architekturgeschichtlichen Gütern zu sichern, zu pflegen und, wenn erforderlich, diese zu restaurieren.

Die zahlreich im Kreis vorhandenen voller Geheimnisse steckenden Baudenkmäler verkörperten typische Eigenheiten der Region, seien oftmals städtische Wahrzeichen und verleihen einer Region, wie dem Rheingau-Taunus, somit ein unverwechselbares Gesicht. Wie kaum eine andere Kunstform, so Steinmacher, prägten Baudenkmäler den Alltag der Menschen und seien wichtige Meilensteine ihrer Entwicklungsgeschichte. Ferner verkörperten sie die Kunstfähigkeit und kreative Kraft früherer Generationen.

Auch seien sie Zeugen vergangener Geschichte und stumme Zuschauer der Gegebenheiten ihrer Erbauer und ihrer Bewohner. Deshalb lohne sich der Einsatz für den Erhalt und die Wiederherstellung bedrohter historischer Bauten, um diese vor dem Verfall zu bewahren. Daher sei Denkmalschutz auch ein Geschenk an zukünftige Generationen.

Wie Hannes vor der Überreichung der Preise ausführte, sollen damit Personen oder Vereine/Vereinigungen stellvertretend für all diejenigen geehrt werden, die sich in besonderer Weise um den Denkmalschutz im Kreis verdient gemacht haben. Zu den 3.000 Euro, die von Seiten des Kreises gestellt werden kommen, wie er betonte, in diesem Jahr weitere 2.000 Euro hinzu, die von Regina Mayerhoffer und Dieter Wölfel zweckgebunden gespendet wurden.

„Wir können sehr stolz darüber sein“, betonte Hannes, „dass wir in unserem Kreis ein hohes Potenzial an Denkmälern und somit eine vergleichsweise hohe Denkmaldichte haben“. Denkmalschutz sei die nachhaltigste Form des Bauens, weil dabei klimaneutrale Materialien zum Einsatz kommen. Aufgabe des Denkmalschutzes sei es, auf den Bestand zu achten, aber gleichzeitig Bauherren es zu ermöglichen, ihr Projekt so zu entwickeln, dass dieses zwar die Historie beachtet, aber auch eine Nutzungsmöglichkeit bietet, „denn ohne Nutzung bleibt kein Denkmal erhalten“.

In der Kategorie 1 wurden, so Hannes, die Bemühungen um die beispielhafte, denkmalfachgerechte Erhaltung einer Immobilie im Rheingau-Taunus-Kreis ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 4.000 Euro erhielten zu gleichen Teilen das Projekt „Sanierung einer Scheune in Heidenrod-Martenroth“ der Eigentümer Dorothea und Karl-Heinz Herber sowie das Projekt „Sanierung des Fachwerkhauses in der Marktstraße 17 in Kiedrich“, dessen Eigentümerin Beate Damm ist.

Der mit 1.000 Euro dotierte Preis der Kategorie 2 ging an „Ein Herz für Bad Schwalbach“ – Schönes Wiederaufbauen e.V., den Vorstandsvorsitzender Hans Georg Böcher für Beratung, Unterstützung und Förderung bei Sanierungen zum Erhalt der historischen Bausubstanz der Kreis- und Kurstadt Bad Schwalbach entgegennahm. Hiermit werden, erklärte Hannes, beispielhafte Bemühungen beim Erforschen, Dokumentieren, Pflegen und Erhalten von denkmalrelevanten Objekten ausgezeichnet.

Wie Beate Damm nach dem Erhalt der Urkunde ausführte, freue sie sich sehr über die Auszeichnung, auch im Namen ihres Vaters, sowie ihrer Großeltern und Vorgroßeltern, die alle in diesem Haus gewohnt haben. Deshalb sei es ihr ein besonderes Anliegen gewesen, das Fachwerkhaus zu erhalten.

Erbaut worden sei das Haus Anfang des 17. Jahrhunderts. Über den Erbauer gebe es keine Informationen. Laut einem Dokument der königlichen Gerichtskasse sei es 1914 in den Besitz von Urgroßvater Nikolaus Kohl gelangt. Die Zwecke, denen das Haus diente, reichten vom Küsterhaus über Friseur-Salon bis zur Mangelstube und es habe somit viel erlebt.

Nachdem das Haus in den 1970er-Jahren mehr schlecht als recht restauriert worden sei und der Zustand sich ständig verschlechterte, habe sie sich Ende 2019 zu einer Generalsanierung entschlossen. Dabei habe Regina Mayerhofer die fachtechnische Beratung übernommen und die erforderlichen Gespräche mit dem Denkmalschutz geführt.

Nach der Übergabe der Urkunden und Weinpräsente an die Preisträger erinnerte Hannes daran, dass auf die Ausschreibung des Denkmalschutzpreises 2023 insgesamt 10 Bewerbungen eingegangen sind. Die Auswahl der Sieger sei nicht einfach gewesen, „denn alle Bewerbungen waren preiswürdig“. Deshalb konnten auch die anderen sieben Bewerber sich über eine Anerkennungsurkunde freuen.

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