Konjunkturumfrage
Zunehmend skeptische Erwartungen der hessischen Handwerksbetriebe
Rheingau. (mg) –
Im dritten Quartal 2023 haben sich die zunehmend skeptischen Erwartungen der hessischen Handwerksbetriebe von Mitte des Jahres verstärkt. Die aktuelle Geschäftslage zeigt sich in den meisten Branchen saisonbedingt noch recht robust, zwischen den einzelnen Branchen aber uneinheitlich. Zu diesem Ergebnis kommt die Konjunkturumfrage der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern für das dritte Quartal. Der nach wie vor hohe Auftragsbestand verbunden mit dem Mangel an Fachkräften hält die Auslastung der Betriebe hoch und führt zu einer stabilen Lageeinschätzung. Der Anteil der Handwerksbetriebe, die ihre aktuelle Situation gut bewerten (38 Prozent) liegt weiterhin deutlich höher gegenüber denjenigen, die eine schlechte Geschäftslage melden (14,4 Prozent).
"Durchgängig erkennbar werden die Sorgen über eine konjunkturelle Abschwächung beim Blick auf die kommenden drei Monate", so die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus. So gehen die Auftragseingänge zurück, der noch gute Auftragsbestand schmilzt und die Erwartungen im Hinblick auf neue Aufträge brechen regelrecht ein. Die "guten" oder "befriedigenden" Lageerwartungen fallen deutlich von 86 auf nur noch 77,6 Prozent. Die schwachen gesamtwirtschaftlichen Aussichten werden damit auch in der Konjunkturumfrage im hessischen Handwerk sichtbar. Dies gilt in ganz besonderem Maße für das Bauhauptgewerbe sowie in den größeren Betrieben.
Unterschiedliche Geschäftslage
Im Bauhauptgewerbe behauptet sich die aktuelle Geschäftslage aufgrund gut gefüllter Auftragsbücher noch, der Einbruch zeigt sich dann aber bei den Erwartungen. Rechneten im zweiten Quartal noch 92,1 Prozent mit einer "guten" oder "befriedigenden" Entwicklung in den kommenden Monaten, waren es im dritten Quartal nur noch 62,8 Prozent. Alle Frühindikatoren wie Baugenehmigungen, Auftragsbestand oder Auftragsreichweite lassen eine schwache Bautätigkeit erwarten, die Kostenbelastungen durch Preissteigerungen bei Material, Energie und Deponiekosten sowie die Zinssteigerungen für die Finanzierung bilden den ungünstigen wirtschaftlichen Hintergrund für diesen pessimistischen Blick in die nahe Zukunft.
Die Betriebe des Kfz-Handwerks stemmen sich nach den aktuellen Umfrageergebnissen gegen den Abwärtstrend. Sowohl in der Einschätzung der aktuellen Lage, als auch bei dem Ausblick auf die kommenden Monate verbessern sich die Umfragewerte der Kfz-Betriebe. Die "gute" oder "befriedigende" Lageeinschätzung steigt von 84,7 auf 87,7 Prozent und die "verbesserten" oder "gleichen" Erwartungen steigen von 81 auf 83,1 Prozent.
Zwiespältig zeigt sich die Situation der Nahrungsmittelhandwerke (Bäcker, Fleischer und Konditoren). Die aktuelle Geschäftslage hat sich erneut verbessert. Der Anteil der Betriebe mit einer "guten" oder "befriedigende" Lage ist von 66 Prozent Anfang des Jahres über 78,8 Prozent im zweiten Quartal auf nunmehr 84,4 Prozent angestiegen. Überraschend sind die Rückmeldungen zur Erwartung für das im Nahrungsmittelhandwerk traditionell starke vierte Quartal. 25 Prozent der Betriebe mit einer pessimistischen Erwartung trüben hier den Ausblick. Offensichtlich sind die Betriebe der Nahrungsmittelgewerke skeptisch, ob ihre Kundschaft angesichts der Preissteigerungen auf der einen Seite und der gesunkenen realen Kaufkraft auf der anderen Seite die oft guten Umsätze zu Jahresende generieren wird.
Eine positive Beschäftigungsentwicklung blieb in der Mehrzahl der Betriebe erneut aus. Das dritte Quartal zeigt einen leicht negativen Saldo aus Personalzu- und -abgängen, der wohl auch von den Schwierigkeiten, Arbeitsplätze ausscheidender Mitarbeiter adäquat wiederzubesetzen, niedrig gehalten wird. Ein aktiver Personalabbau kommt aber für die Handwerksbetriebe angesichts des erheblichen Fachkräftebedarfs derzeit nicht in Frage.
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