Schülerbriefe, eigenes Lied und ein Buch voller Erinnerungen
Anrührende Verabschiedung für Schulleiterin Brigitte Lorenz nach 40 Jahren Dienst an der St. Ursula-Schule
Geisenheim. (fla) –
Zelebriert wurde der Gottesdienst in der schuleigenen Kapelle von keinem Geringeren als Weihbischof Dr. Thomas Löhr höchstpersönlich. Danach ging es mit über 150 Gästen aus der Politik, der Diözese Limburg, dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben, aber auch vielen ehemaligen Schülern, Lehrerkollegen und Wegbegleitern der Jubilarin in die Aula der St. Ursula-Schule. Hier warteten viele besondere Überraschungen auf die zukünftige Ruheständlerin.
So war der Festakt regelrecht in ein berührendes Konzert eingebettet. Die Musikensembles mit der Big Band und dem Klassik-Ensemble unter der Leitung von Thomas Bachmann sowie die Schulchöre unter der Leitung von Volker Bender hatten ein eindrucksvolles Programm für ihre scheidende Schulleiterin vorbereitet. So gab es nicht nur klassische Stücke wie „Magnificat anima mea" von John Rutter oder Lieder wie „What a wonderful world" von George David Weiss und Bob Thiele zu hören. Die Musiklehrer Thomas Bachmann, Volker Bender und Mareike Bender überraschten auch als Trio mit „Vivo per Lei" von Valerio Zelli, Gatto Panceri und Mauro Mengali und alle Ensembles gemeinsam mit dem Stück „Tradivisionen", an dessen Text und Musik neben Iris Dries und Thomas Bachmann von der St. Ursula-Schule auch Brigitte Lorenz selbst mitgewirkt hatte.
Dank, Anerkennung und ein Karton voller Erinnerungen
Für besonderes „Gänsehautfeeling“ sorgten aber die beiden großen Musiktalente der Schule Mathis Bösel und Luis Mura Diaz, die das Lied „Auf halbem Weg“ für ihre scheidende Schulleiterin bearbeitet hatten und ihr widmeten.
Wie beliebt Brigitte Lorenz gerade auch bei den Schülern und Kollegen war und ist, zeigte sich vor allem in den kleinen Gesten und Geschenken der Feierstunde. So hatten die Schülervertreter Katharina Emmert und Gioele Cataldo einen großen Karton mit zahlreichen Abschiedsbriefen der Schülerschaft überreicht. Vom Kollegium erhielt sie ein großes Buch, angefüllt mit Bildern und Erinnerungen, unter anderem von der gemeinsamen Abschiedsfahrt nach Wien. Sehr anrührend war zudem der Vortrag der Abiturienten Carl-Leopold Held und Liam Cahill, die stellvertretend für die Englischschüler von Brigitte Lorenz einen Rückblick mit Bildern hielten: „Ihre Amtszeit als Schulleiterin war natürlich nicht immer rosig, so mussten Sie sich auch den vielen Herausforderungen der heutigen Zeit stellen wie der Corona-Pandemie mit Homeschooling, bei der knapp 800 Schüler aus der Ferne betreut werden mussten. Oder die digitale Transformation der Schule, die Etablierung des Schulportals, iPads für Schüler, digitale Tafeln. So sorgte nicht nur der Lehrermangel, sondern auch der geplante Abriss unserer Kapelle für Unruhe. Diese stressigen Phasen haben Sie mit Bravour gemeistert, so sei Ihnen der ein oder andere Aperol im Ruhestand gegönnt“. Die letzte Klasse 5 in Englisch, die Brigitte Lorenz vor dem Eintritt in den Ruhestand unterrichtet hatte, erinnerte sich daran, wie man zusammen einen „Tipsy Trifle“ gebacken hatte: „Wir standen alle zusammen im Bistro, Sahne im Gesicht, Erdbeeren und Biskuit auf dem Tisch und die große Frage: Wird es für alle reichen? Es war chaotisch, es war lustig, und es war genau das, was Schule besonders macht: Nicht perfekte Grammatik, nicht die guten Noten, sondern Momente und eine Gemeinschaft, die man nie vergisst."
Danksagungen
Auch Bürgermeister Aßmann hatte eine besondere Erinnerung neben einem Blumenstrauß und dem Dank an die scheidende Schulleiterin für ihr engagiertes Wirken mitgebracht: „Ich erinnere mich in meiner Funktion als Feuerwehrmann bei einem Einsatz in der St. Ursula-Schule, mit welchem Engagement, ruhig und sorgfältig, Sie sich um jeden Einzelnen gekümmert und sich persönlich davon überzeugt haben, dass alle aus dem Gebäude in Sicherheit waren.“
Die Laudatio hielt Dr. Ralf Stammberger, Bereichsleiter Pastoral und Bildung im Bischöflichen Ordinariat Limburg, der auf Angela Merici (1474 bis1540), die Gründerin des Ursulinen-Ordens, einging. Der bis heute zu spürende Gründungscharme sei von Nicht-Ordensschwestern bewahrt und weiterentwickelt worden.
Voll des Dankes für die prägende Zeit war auch Stephan Behr, der Geschäftsführer der St. Hildegard-Schulgesellschaft mbH: „Brigitte Lorenz hat die Schule mit Umsicht, Engagement und ihrem Wertekompass gelenkt. Sie hat Traditionen bewahrt und Neuerungen eingeführt, außerdem motiviert und Haltung gezeigt“. Die Schule, an der sie Spuren hinterlasse, sei ohne die scheidende Schulleiterin „schwer vorstellbar“, sagte Behr.
Studiendirektor Olaf Ruff, schulfachlicher Dezernent im Staatlichen Schulamt für den Rheingau-Taunus-Kreis und die Landeshauptstadt Wiesbaden, sagte: „Ihre langjährige Tätigkeit als Schulleiterin dieser katholischen Schule war geprägt von vielen wertvollen Begegnungen mit Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und der Kirchengemeinde. Sie haben nicht nur Wissen vermittelt, sondern Herzen erreicht und damit gezeigt, was christlich geprägte Schulkultur ausmacht und dass Wertevermittlung gelebter Schulalltag ist. Damit haben Sie nicht nur diese Schule, sondern auch das hessische Bildungssystem bereichert. Ihr Engagement, welches ich erleben und unterstützen durfte, war mehr als ein Beruf, es war eine Berufung. Die Art, wie Sie Werte wie Nächstenliebe, Respekt und Gemeinschaft gelebt haben, macht Sie zu einem wertvollen Vorbild. In Ihrem Wirken spiegelt sich stets die Zuversicht und der feste Glaube, dass jede Herausforderung eine Chance ist und jeder Mensch besondere Stärken hat. Für diese Haltung danke ich Ihnen im Namen des Landes Hessen und des staatlichen Schulamtes, aber auch persönlich, von ganzem Herzen."
Schwester Brigitte Werr vom Ursulinenkonvent St. Joseph Geisenheim e V. meinte: „Manchmal merkt man erst, wie viele Samen einer gelegt hat, wenn er fort ist“ und hob hervor, dass Brigitte Lorenz bei allen Problemen an der Schule immer an die Menschen gedacht habe. Der Schulelternbeirat Axel Noeske kam mit einer ganzen Gruppe Gratulanten und Oberstudienrat i.R. Stefan Zalud von den ehemaligen Schulleitungen der St. Hildegardis-Schulgesellschaft verblüffte mit Dienstvorschriften, die keiner für möglich gehalten hätte und die für Heiterkeit sorgten. Er begrüßte Brigitte Lorenz ausdrücklich im Kreis der „Ehemaligen“. Humorvoll auch das Grußwort von Ute und Michael Herrmann vom Rheingau Musik Festival, die in einem kleinen Zwiegespräch über wichtige Tonarten sprachen und die gute Zusammenarbeit des Festivals mit der Schulleitung lobten.
Brigitte Lorenz hält eigene Rede
Schließlich ergriff Brigitte Lorenz voller Dank selbst das Wort: „Dass ich überhaupt an der St. Ursula-Schule bin, verdanke ich zunächst unseren lieben Ursulinenschwestern, heute hier vertreten durch Schwester Brigitte, die Oberin des Konvents St. Joseph. Darüber hinaus danke ich allen Lehrkräften, die mich in meiner Zeit als Schülerin an dieser Schule begleitet haben. Ich habe mich in meiner Schulzeit immer sehr wohl hier gefühlt und als ich die überraschende Zusage auf meine Bewerbung als Lehrerin erhielt, freute ich mich sehr. Erstens, weil es die einzige Zusage war in Zeiten der Lehrerschwemme und zweitens, weil ich sehr gerne an meine alte Schule zurückkehrte. Deshalb geht mein nächster Dank an Bodo Siegwart, den damaligen Leiter der St. Ursula-Schule. Herr Siegwart bot mir zunächst eine Schwangerschaftsvertretung an und dann einen regulären Vertrag. Es folgten 30 Jahre erfüllende Lehrtätigkeit, die gekrönt wurden von einer letzten großen Herausforderung, der Leitung der St. Ursula-Schule. Deshalb danke ich der St. Hildegard-Schulgesellschaft.“ Während man den Lehrerberuf erlernen könne, gäbe es für die Funktion der Schulleitung keine gesonderte Ausbildung. „Deshalb bin ich froh und dankbar für die hilfreiche Unterstützung meines früheren Lehrerkollegen Stephan Zalud, ehemaliger Direktor der St. Angela-Schule in Königstein, den ich, ohne zu übertreiben, als meinen Mentor in der Ausbildung zur Schulleiterin bezeichnen kann“, erklärte Brigitte Lorenz. Sie dankte dem Kollegium für die Gemeinschaft, Hilfsbereitschaft und die Zusammenarbeit und vor allem auch ihrem Stellvertreter Lutz Daniel und Iris Dries. Lutz Daniel verlässt die Schule ebenfalls und wird nach Königsstein gehen. Auch für ihn gab es in der Abschiedsfeier zahlreiche gute Wünsche. Brigitte Lorenz dankte weiterhin allen Mitarbeitern, dem Förderverein, der Elternschaft, dem Schulträger und allen Wegbegleitern. Ganz ausdrücklich ging ihr Dank an die Schülerschaft mit allen ehemaligen und aktuellen Schülern. „40 Jahre lang einen Beruf ausüben zu dürfen, der einen erfüllt, und die letzten acht Jahre davon diese Schule sogar leiten zu dürfen, macht mich stolz und dankbar. Denn jeden Morgen gerne zur Arbeit gehen zu können, das ist eine wirkliche Gnade - Dank sei Gott! Als alte Ur-Ursuline, wie wir ehemaligen Schülerinnen, die jetzt hier Lehrerinnen sind, immer so gerne sagen, wünsche ich der St. Ursula-Schule die Bewahrung der guten ursulinischen Tradition in Verbindung mit den aktuellen Erfordernissen, die der Fluss der Zeit mit sich bringt. Ich werde meine St. Ursula-Schule sehr vermissen“, sagte Brigitte Lorenz.
Kommentar schreiben