Globale Zusammenhänge verstehen
Rheingauer Jugend für Afrika: Jugendliche bereiten sich auf Keniareise vor
Rheingau. (rer) –
Ein ganzes Wochenende beschäftigten sich knapp 35 Jugendliche und Erwachsene des Vereins Rheingauer Jugend für Afrika e.V. in einem Workshop mit Fragen globaler Zusammenhänge, Alltag in Kenia, Rassismus und postkolonialen Kontinuitäten. Dazu reiste die Gruppe gemeinsam mit Zug und Rheinfähre in die Jugendherberge in St. Goar, um sich ungestört vom Alltag auf die Thematik einzulassen. Der Bildungsreferent Kizito Odhiambo leitete die Gruppe behutsam und doch mit klaren Worten durch zahlreiche Fragen und Themen. „Durch unsere Reisen nach Kenia, den Austausch mit den Kenianern und die Arbeit mit den Jugendlichen im Rheingau ist uns im Lauf der letzten Jahre klar geworden, wie wichtig diese Themen auch für unseren Alltag und die persönliche Entwicklung jeder und jedes Einzelnen ist,“ erläutert Norwin Terfoort als Erster Vorsitzender des Vereins die Beweggründe für dieses Angebot.
Bereits nach einer kurzen Begrüßung lernten sich die Teilnehmer durch eine erste Übung ein wenig besser kennen und waren dabei schon direkt im Thema. Es sollte eine eindeutige Position zu ganz alltäglichen Fragen bezogen werden. Dabei bildeten sich automatisch Gruppen. Fokus war in der Reflexion dann das Thema Gruppenzugehörigkeiten, insbesondere Gruppen von Mehrheiten und Minderheiten und das Gefühl, zu Mehrheit oder Minderheit zu gehören.
Schnell wurde es nachdenklich: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es – unabhängig von Kategorien und gesellschaftlichen Zuschreibungen? Was macht Identität aus? Im Anschluss erhielt die Gruppe theoretischen Input: Über Vortrag und Diskussion wurde gemeinsam versucht, die Begriffe Kultur und Rassismus zu definieren und Zusammenhänge zwischen beiden zu finden – was sich schnell als sehr komplex herausstellte. Begrifflichkeiten wie Stereotype, Vorurteile, Kategorien, Subjekt/Objekt, internalisierter Rassismus, Dekolonialisierung wurden mit Inhalt gefüllt.
Sensibel führte der Referent die jungen Menschen durch das Labyrinth all dieser Begriffe und Fragen, ließ Raum für Fragen und Gedanken und bereitete damit den Boden für einen vertrauensvollen Austausch. Gebannt hörten die Teilnehmer ihm zu, ließen sich auf Übungen und Fragen ein und brachten ihre Gedanken und Gefühle in die Diskussionen mit ein.
Am Abend saß die Gruppe weiter beisammen, um sich mit der Thematik zu beschäftigen, aber auch mit konkreter Vorbereitung auf eine gemeinsame Reise nach Kenia im nächsten Sommer.
Ausgeruht und gestärkt von einem reichhaltigen Frühstück traf man sich am nächsten Morgen, um den vergangenen intensiven Tag zu reflektieren und weiterzuführen. Das gestern Besprochene wurde genutzt, um der Gruppe heute einen Einblick in den kenianischen Alltag zu geben und die Erwartungen zu beschreiben, mit denen sie im nächsten Jahr während der Reise vermutlich konfrontiert werden wird.
Anhand von Fotos, Film und Berichten kam die Gruppe in den Austausch zu konkreten Aspekten des Alltags in Kenia, beschäftigte sich mit verschiedenen Lebenswirklichkeiten und insbesondere mit Schulbildung, Ausbildung, Studium und Perspektiven.
Das Projekt wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie im Rheingau-Taunus-Kreis im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und des Landesprogramms „Hessen für Demokratie und gegen Extremismus".
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